Weite Teile Großbritanniens erleben derzeit ein ungewöhnlich trockenes Frühjahr, das zunehmend auch die Landwirtschaft unter Druck setzt. Besonders Tierhalter sind aufgerufen, ihre Futterversorgung zu überprüfen und vorausschauend zu planen.
Nach Einschätzung der britischen Absatzförderungsorganisation für Landwirtschaft und Gartenbau (AHDB) sollten Betriebe den aktuellen Bedarf an Futtermitteln sorgfältig kalkulieren. Die Organisation rät dazu, konkrete Maßnahmenpläne für Engpasssituationen zu erstellen. Hintergrund ist die anhaltende Trockenheit, die laut dem britischen Wetterdienst Met Office bereits jetzt zu einem der trockensten Frühjahre seit 1961 geführt hat. Vor allem der Nordosten und Nordwesten Englands sind von der Niederschlagsarmut betroffen.
In diesen Regionen mussten landwirtschaftliche Betriebe deutlich früher als üblich mit der Bewässerung ihrer Flächen beginnen. Die National Drought Group weist auf ungewöhnlich niedrige Wasserstände in den Speichern hin. Für einige Landesteile wurde sogar der trockenste Jahresbeginn seit fast einem Jahrhundert gemeldet – zuletzt war es im Jahr 1929 ähnlich trocken.
Im Vergleich zur Dürre im Jahr 2022 ist die Wassersituation in diesem Frühjahr noch angespannter. Damals lag der Füllstand der Wasserspeicher bei rund 90 Prozent. Aktuell erreichen sie lediglich 80 Prozent. Auch die Niederschlagsmengen liegen deutlich unter dem langjährigen Mittel. Während im Frühjahr 2022 noch etwa 78 Prozent der üblichen Regenmenge verzeichnet wurden, sind es in diesem Jahr bislang lediglich 35 Prozent.
Für die tierhaltenden Betriebe bedeutet das trockene Wetter eine direkte Belastung. Besonders in der Rinder– und Schafhaltung ist die Weide eine zentrale Futterquelle in den Sommermonaten. Gleichzeitig wird Gras für die Silagebereitung genutzt, um die Winterversorgung zu sichern. Die geringen Niederschläge führen zu einem verlangsamten Graswachstum, wodurch sowohl die aktuellen Weideflächen als auch die Silageerträge unterdurchschnittlich ausfallen dürften.
Die AHDB appelliert an die Betriebe, ihre Strategien an die veränderten klimatischen Bedingungen anzupassen. Entscheidende Faktoren wie Standortbedingungen, Flächenausstattung und Betriebsstruktur sollten in betriebsspezifische Vorsorgepläne einfließen. Eine systematische Vorbereitung könne dazu beitragen, Auswirkungen künftiger Extremwetterlagen besser abzufedern, erklärt die für Umwelttechnik zuständige Leiterin bei der AHDB, Rachael Madeley-Davies.