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Immer mehr Landwirte auf Nebeneinkommen angewiesen

In der deutschen Landwirtschaft zeigt sich eine steigende Tendenz zu Nebeneinkünften, was aus der jüngsten Landwirtschaftszählung von 2020 hervorgeht. Von den insgesamt 263.500 erfassten Betrieben waren 111.700, also 42 Prozent, auf zusätzliche Einkommensquellen neben der Landwirtschaft angewiesen. Diese Entwicklung spiegelt eine wachsende wirtschaftliche Herausforderung wider, da die Zahl der Betriebe, die ausschließlich von der Landwirtschaft leben, abnimmt.

Im Vergleich zu 2010 haben sich die wirtschaftlichen Bedingungen für Landwirte deutlich verschärft. In diesem Zeitraum mussten 35.600 Bauernhöfe schließen, was einem Rückgang von 12 Prozent entspricht. Parallel dazu stieg die Zahl der Betriebe mit nichtlandwirtschaftlichen Nebeneinkünften um 19.600, ein Zuwachs von über 21 Prozent. Diese Zahlen verdeutlichen den zunehmenden Druck auf Landwirte, zusätzliche Einkommensquellen zu erschließen.

Ein signifikanter Anteil der Landwirte, nämlich 20 Prozent, generiert mittlerweile mehr als die Hälfte ihres Umsatzes durch außerlandwirtschaftliche Aktivitäten. Vor zehn Jahren traf dies nur auf 13,5 Prozent der Betriebe zu. Die wichtigsten Quellen für diese zusätzlichen Einkünfte sind die Forstwirtschaft und die Erzeugung erneuerbarer Energien. Während vor einem Jahrzehnt noch die erneuerbaren Energien mit 37 Prozent führend waren, liegt heute die Forstwirtschaft mit 34 Prozent vorn.

Andere bedeutsame Nebenverdienste umfassen Arbeiten für andere landwirtschaftliche Betriebe, die Direktvermarktung und Verarbeitung landwirtschaftlicher Produkte sowie die Pensions- und Reitsportpferdehaltung. Weiterhin relevant sind die Verarbeitung und der Weiterverkauf von Holz, außerlandwirtschaftliche Tätigkeiten und Aktivitäten im Bereich Tourismus und Freizeit.

Diese Diversifizierung der Einkommensquellen kann als Reaktion auf die Schwierigkeiten gesehen werden, die sich aus den agrarpolitischen Rahmenbedingungen und der wirtschaftlichen Lage ergeben. Insbesondere in Schleswig-Holstein zeigt eine Studie, dass solche alternativen Einkommensquellen dabei helfen, Abhängigkeiten von politischen Entscheidungen zu reduzieren. Allerdings nutzen Betriebe, die sich auf Futterbau wie die Milchwirtschaft konzentrieren, seltener alternative Einkommensmöglichkeiten, was auf begrenzte Arbeitszeitreserven zurückzuführen ist.

Die steigende Abhängigkeit von nichtlandwirtschaftlichen Einkünften verdeutlicht die Herausforderungen, mit denen sich moderne Landwirte konfrontiert sehen. Sie reflektiert nicht nur die Anpassung an wirtschaftliche und regulatorische Veränderungen, sondern auch eine strategische Reaktion auf eine zunehmend unsichere Zukunft in der traditionellen Landwirtschaft.

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