Der Verband des Agrarhandels und der Deutsche Verband des Großhandels mit Ölen, Fetten und Ölrohstoffen (Grofor) schlagen Alarm bezüglich der aktuellen Lage des deutschen Außenhandels. Die neuesten Zahlen des Statistischen Bundesamtes weisen einen Rückgang der deutschen Exporte im November 2024 um 3,5% auf, und das Außenhandelsdefizit wächst weiter. Diese Entwicklungen bedrohen Deutschlands Stellung als Exportnation.
Beide Verbände identifizieren die zunehmenden Handelsrestriktionen und ein innovationsfeindliches Umfeld als Hauptursachen für den negativen Trend in der Agrar- und Ernährungswirtschaft. Um diesen Entwicklungen entgegenzuwirken, fordern sie eine dringende Neuausrichtung der Handelspolitik, insbesondere durch die Implementierung fortschrittlicher Digitalisierungsstrategien und den Abschluss effizienter Freihandelsabkommen.
Deutschland, als viertgrößter Agrarexporteur weltweit, hat 2023 Agrarprodukte im Wert von rund 100 Milliarden US-Dollar exportiert, steht jedoch Importen im Wert von 121 Milliarden US-Dollar gegenüber. Dieses Ungleichgewicht stellt langfristige wirtschaftliche Risiken dar und unterstreicht die Notwendigkeit, die Exportaktivitäten zu stärken und rechtliche Rahmenbedingungen zu verbessern, um die Wettbewerbsfähigkeit zu erhöhen.
Ein zentrales Element der geforderten Handelsstrategie ist die Digitalisierung. Grofor und der Agrarhandel appellieren an die Bundesregierung, ein zentrales digitales System für Handelsdokumente und Zertifizierungen einzuführen. Dies würde nicht nur Kosten reduzieren, sondern auch die Effizienz der Lieferketten steigern und die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft fördern.
Zudem betonen die Verbände die Wichtigkeit internationaler Handelsabkommen. Abkommen wie das zwischen der EU und den Mercosur-Staaten sowie die Zusammenarbeit mit Ländern wie Indien, Indonesien und Thailand könnten neue wirtschaftliche Synergien schaffen und die Diversifizierung der globalen Lieferketten vorantreiben. Es wird jedoch darauf hingewiesen, dass Verhandlungen oft durch die Verknüpfung von Handels- mit Sozial- und Umweltstandards verzögert werden. Die Verbände schlagen vor, diese Aspekte getrennt zu behandeln und internationale Organisationen wie die ILO und die UNFCCC zu stärken, um Sozial- und Umweltstandards in separaten Regelwerken sicherzustellen.
Abschließend fordern die Verbände eine Stärkung der Welthandelsorganisation (WTO), um die globale Handelsordnung zu festigen und multilaterale Abkommen zu vereinfachen. Nur durch solche Maßnahmen könne Deutschland seine Rolle als führende Exportnation sichern und ausbauen.