Die Zunahme kleiner Solaranlagen in Deutschland stellt die Netzbetreiber und Stromunternehmen vor erhebliche Herausforderungen. Die Produktion von Solarstrom ist oft dann am höchsten, wenn der Bedarf gering ist, und umgekehrt, was zu Überkapazitäten im Netz und mangelnder Verfügbarkeit führt, wenn der Strom am meisten benötigt wird. Dies führt zu einer Destabilisierung des Stromnetzes, da adäquate Speichermöglichkeiten noch nicht ausreichend vorhanden sind.
Die momentane Situation, dass besonders an sonnigen Tagen Solaranlagen nahezu den gesamten Tagesbedarf an Strom decken können, führt dazu, dass an bewölkten Tagen oder in den Nachtstunden ein Mangel herrscht. In den Wintermonaten, wenn die Sonneneinstrahlung geringer ist, tritt dieses Problem besonders hervor. Derzeit verfügt Deutschland über Speicherkapazitäten von 12 Gigawattstunden, jedoch wird geschätzt, dass bis 2030 etwa 100 Gigawattstunden und bis 2045 sogar 180 Gigawattstunden benötigt werden, was bei den aktuellen technologischen und finanziellen Rahmenbedingungen schwer realisierbar erscheint.
Die Überproduktion von Solarstrom führt zudem oft zu negativen Strompreisen, da mehr Energie produziert als verbraucht oder gespeichert werden kann. Netzbetreiber müssen dennoch die Einspeisevergütungen zahlen, auch wenn sie aufgrund von Netzauslastungen den Strom nicht nutzen können. Dies hat Vorschläge wie die Abschaffung der Einspeisevergütung, die Einführung von Strafzahlungen für das Einspeisen bei Überschuss oder das Abschalten kleiner Anlagen bei Überproduktion provoziert.
Zudem sind die meisten privaten Solaranlagen derzeit nicht steuerbar, was bedeutet, dass sie Strom ins Netz einspeisen, sobald die Sonne scheint und unabhängig davon, ob dieser Strom benötigt wird. Das führt zu einer weiteren Belastung der Netze an sonnigen Tagen. Große Netzgesellschaften und die Bundesnetzagentur fordern daher, dass neue Anlagen in Zukunft steuerbar gemacht werden sollten, um auf Marktbedingungen reagieren und die Einspeisung bei geringer Nachfrage stoppen zu können.
Im Einzugsgebiet von EWE-Netz zum Beispiel, wo mehr als 150.000 Erzeugungsanlagen ans Netz angeschlossen sind, davon die meisten Photovoltaikanlagen, geschieht die Netzregulierung bereits bei großen Solarparks etwa 6.000 Mal im Jahr. Die Forderung der Netzbetreiber und der Bundesnetzagentur lautet daher, dass auch kleinere Anlagen regulierbar sein sollten, um im Bedarfsfall den Netzbetrieb sicherzustellen und Überlastungen zu vermeiden.
Die Bundesnetzagentur betont in einem Interview mit der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ die Notwendigkeit, dass neue Solaranlagen auf Marktreaktionen eingestellt werden müssen und die Einspeisung gestoppt werden sollte, wenn der Strom nicht benötigt wird.