Der Energiekonzern RWE wollte in Namibia großflächig Wasserstoff herstellen lassen und nach Deutschland bringen. Das als Vorzeigevorhaben angekündigte Projekt ist nun gestoppt worden. Die gesamte Wasserstoffbranche befindet sich in einer schwierigen Phase.
Anfangs sollte das Vorhaben des Konsortiums Hyphen Hydrogen Energy beiden Seiten Vorteile bringen. Inzwischen gibt es offenbar nur noch enttäuschte Beteiligte. Das Gemeinschaftsunternehmen aus der deutschen Enertrag SE und der südafrikanischen Nicholas Holdings Africa Limited hat das Vorhaben beendet. Namibia hält einen Anteil von 24 Prozent an diesem Projekt.
In Europa spielt Wasserstoff bislang nur eine untergeordnete Rolle. Der Essener Konzern RWE hatte zugesichert, ab 2027 jährlich bis zu 350.000 Tonnen des Wasserstoffprodukts Ammoniak zu erwerben. Das Magazin Focus meldet jedoch, dass die Nachfrage nach Wasserstoff und verwandten Produkten wie Ammoniak in Europa langsamer ansteigt als vorhergesehen. RWE gibt deshalb an, momentan keine weiteren Vorhaben in Namibia zu verfolgen. Dies geschieht trotz einer Investition von etwa zehn Milliarden US-Dollar in das Hyphen-Green-Ammoniak-Projekt im südwestafrikanischen Staat im Jahr 2024.
Namibia traf die Entwicklung unerwartet. Das Land mit seinen günstigen Windbedingungen an der südatlantischen Küste und 300 Sonnentagen pro Jahr wollte sich als globales Zentrum für Wasserstofferzeugung etablieren. Der geplante Wasserstoffpark sollte ursprünglich jährlich 350.000 Tonnen grünen Wasserstoff liefern. Langfristig war sogar von einer jährlichen Produktion von zwei Millionen Tonnen die Rede.
In Deutschland und weiteren EU-Staaten bleiben die Wasserstoffvorhaben jedoch zurück. Gemäß der Nationalen Wasserstoffstrategie möchte Deutschland in fünf Jahren die Kapazität haben, jährlich zehn Gigawatt Wasserstoff in Elektrolyseanlagen zu erzeugen. Die gegenwärtige Produktion liegt deutlich unter dem Bedarf. China, Südkorea und Japan sind bei der Realisierung hingegen führend.
Laut Focus verläuft die Entwicklung hierzulande sogar in die entgegengesetzte Richtung. Große Wasserstoffvorhaben sind zuletzt gescheitert, der gesamte Sektor steckt in Schwierigkeiten. Ohne verfügbaren Wasserstoff investiert die Wirtschaft nicht in dessen Nutzung. Und ohne Abnehmer investiert die Energiebranche nicht. Niemand möchte den Anfang machen, weil es sich wirtschaftlich nicht rechnet.
In Namibia soll die Enttäuschung nun erheblich sein. Die Absage beeinträchtigt das Vertrauen möglicher Geldgeber und die weitere Entwicklung des Wasserstoffsektors im Land.
