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Bayer gewinnt Zeit im US-Streit um Glyphosat

Der Streit um die Zukunft des Herbizids Glyphosat in den Vereinigten Staaten hat eine neue Wendung genommen. Nach Informationen aus Kreisen der amerikanischen Agrarindustrie plant die US-Regierung keine zusätzliche Neubewertung oder Einschränkung des Wirkstoffs. Für Bayer, den weltweit größten Anbieter des Mittels, bedeutet dies eine erhebliche Entlastung.

Im Frühjahr war bekannt geworden, dass der US-Gesundheitsminister Robert F. Kennedy Jr. strengere Warnhinweise prüfen ließ. Diese Ankündigung ließ die Bayer-Aktie im Mai um rund sieben Prozent fallen. Hinter Kennedy steht die Bewegung „Make America Healthy Again“ (MAHA), die sich für ein Verbot von Glyphosat einsetzt. Doch die Befürchtungen haben sich nicht bestätigt.

In den kommenden Tagen will Kennedy seine MAHA-Strategie vorstellen. Nach Informationen aus Industriekreisen wird darin Pflanzenschutz nur eine untergeordnete Rolle spielen. Eine Regulierung oder gar ein Verbot von Glyphosat steht nicht mehr zur Diskussion.

Für Bayer ist das Ergebnis nicht nur wirtschaftlich wichtig. Der Konzern möchte die hohen Rechtsrisiken aus laufenden Glyphosatklagen bis 2026 weitgehend abbauen. Eine staatliche Einschränkung hätte diese Pläne durchkreuzt. Offenbar setzte sich Präsident Donald Trump persönlich für den Erhalt des Mittels ein.

Die Unterstützung aus dem Weißen Haus stützt die Position der Landwirte, die Glyphosat weiterhin für unverzichtbar halten. Unter der Marke Roundup gilt es als zentrales Werkzeug, um Ernteerträge zu sichern. Lobbyverbände und Bauernorganisationen hatten sich in Washington geschlossen für den uneingeschränkten Einsatz eingesetzt.

Die Wählerschaft im ländlichen Raum ist für die Republikaner von großer Bedeutung. Eine Analyse der Organisation „Investigate Midwest“ zeigt, dass Trump bei den jüngsten Wahlen in typischen Agrarregionen mehr als drei Viertel der Stimmen erhielt. Schon zuvor hatten Regierung und Senat Bedenken gegenüber strengen Auflagen für Pflanzenschutzmittel erkennen lassen.

Ein Bericht der „New York Times“ bestätigt, dass der Entwurf der MAHA-Strategie keine einschneidenden Vorgaben enthält. Weder strengere Auflagen für Pflanzenschutzmittel noch Vorgaben zu stark verarbeiteten Lebensmitteln sollen enthalten sein. Industriekreise gehen davon aus, dass dies dauerhaft so bleibt.

Bayer-Chef Bill Anderson hatte zuletzt in den USA für eine klare rechtliche Grundlage geworben. Er stellte in Aussicht, die Produktion einzustellen, falls keine regulatorische Sicherheit gewährleistet werde. Ein solcher Schritt hätte die Vereinigten Staaten stärker in die Abhängigkeit von chinesischen Importen gebracht, was politisch kaum gewollt ist.

Die MAHA-Bewegung bleibt bei ihrer ablehnenden Haltung. In einem offenen Brief forderten Organisationen wie „Moms Across America“ erneut ein Verbot. Zugleich lehnten sie die von Bayer angestrebten Gesetzesänderungen ab, die Klagen erschweren sollen. Bayer möchte erreichen, dass die Bewertung der US-Umweltbehörde EPA verbindlich gilt, die Glyphosat als unbedenklich einstuft.

Der Konzern steht weiterhin wegen etwa 60.000 offener Klagen unter Druck. Kläger werfen dem Mittel vor, Krebs auszulösen. Bisher flossen über zehn Milliarden Euro in außergerichtliche Vergleiche.

Unterstützung erhält die MAHA-Bewegung von Anwaltskanzleien, die seit Jahren Verfahren gegen Bayer führen. Kennedy selbst war vor seiner Ernennung für eine dieser Kanzleien tätig, sein Sohn arbeitet dort noch heute. Die Juristen kritisieren die geplanten Haftungsbeschränkungen als Eingriff in die Unternehmensverantwortung.

Während sich beim Thema Glyphosat ein Status quo abzeichnet, richtet sich Kennedys Strategie offenbar stärker auf andere Themen. Dazu zählen Programme zur Erforschung von elektromagnetischer Strahlung, Maßnahmen zur Kinderzahngesundheit oder Kampagnen gegen den Konsum von E-Zigaretten. Auch Fragen der Fruchtbarkeit und Aufklärungskampagnen sollen Teil der Agenda sein.

Für die Landwirtschaft bleibt damit vorerst alles beim Alten: Glyphosat wird weiterhin ohne zusätzliche Auflagen zur Verfügung stehen – ein Ergebnis, das für viele US-Farmer und für Bayer gleichermaßen von Bedeutung ist.

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