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Tierwohl-Skandal in NRW: Westfleisch prüft Schweinemastbetriebe nach Tierschutzvorwürfen

Drei Schweinemastbetriebe in Nordrhein-Westfalen stehen derzeit unter intensiver Beobachtung, nachdem Videoaufnahmen mögliche Verstöße gegen das Tierschutzrecht dokumentieren. Die ARD-Sendung „Report Mainz“ hatte am 22. April über Missstände berichtet, die durch Material der Tierrechtsgruppe Aninova bekannt geworden sind.

In den gezeigten Aufnahmen sind kranke, verletzte und stark verschmutzte Tiere zu sehen. Ein besonders gravierendes Bild zeigt einen toten Schweinekörper, der in einer Bucht von anderen Tieren angefressen wird. Die Aufnahmen sollen aus drei Betrieben stammen, die den Schlachtkonzern Westfleisch beliefern.

Nach Bekanntwerden der Vorwürfe teilte Westfleisch mit, dass alle betroffenen Betriebe einer umfassenden Prüfung unterzogen werden. Das Unternehmen bestätigte, dass man den Hinweisen mit Nachdruck nachgehe. Auch das Qualitätssicherungssystem QS und die zuständigen Veterinärämter haben reagiert und die betroffenen Höfe besucht. Solange die Untersuchungen andauern, wurde den Betrieben die Lieferberechtigung im QS-System entzogen. Damit ruhen derzeit alle Lieferbeziehungen zu Westfleisch.

Laut Angaben von Westfleisch ist aus dem veröffentlichten Filmmaterial nicht zweifelsfrei ersichtlich, ob die dokumentierten Zustände unmittelbar vor den Aufnahmen tierärztlich behandelt oder ob betroffene Tiere separiert worden waren. Zudem bleibt bislang offen, ob alle gezeigten Sequenzen eindeutig den genannten Betrieben zugeordnet werden können.

Die Betriebe befinden sich laut Aninova in Stadtlohn (Kreis Borken), Emsdetten und Ibbenbüren (beide Kreis Steinfurt). Zwei der betroffenen Höfe sind Teil der Initiative Tierwohl in der Haltungsform 2. Der dritte Betrieb soll unter der höheren Haltungsform 3 wirtschaften.

Die Organisation Aninova hat nach eigenen Angaben bei der Staatsanwaltschaft Münster Strafanzeige erstattet und die zuständigen Veterinärbehörden informiert. Im Kreis Steinfurt reichten die Behörden nach Sichtung des Materials ebenfalls Anzeige ein und übergaben den Fall an die Justiz. Der Betrieb im Kreis Borken wurde durch das Veterinäramt kontrolliert, woraufhin ordnungsrechtliche Maßnahmen ergriffen wurden.

Auch die Landestierschutzbeauftragte von Nordrhein-Westfalen, Gabriele von Dehn, wurde eingeschaltet. Sie beurteilte die gezeigten Zustände als gravierende Verstöße gegen geltendes Tierschutzrecht.

Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft laufen. Eine abschließende Bewertung der Vorwürfe steht noch aus. Bis dahin bleiben die betroffenen Betriebe von der Lieferkette ausgeschlossen.

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