In Kopenhagen fand vor kurzem die Jahrestagung des Verbandes der europäischen Geflügelschlachtereien (AVEC) statt. Vertreter aus Politik und Wirtschaft nutzten die Gelegenheit, um über die Perspektiven der Branche in einem zunehmend schwierigen internationalen Umfeld zu sprechen.
Im Zentrum der Diskussionen standen Fragen des Handels. Nach Ansicht des Präsidenten des Dänischen Landwirtschafts- und Ernährungsrates ist der Zugang zu offenen Märkten entscheidend für die Zukunft der europäischen Geflügelwirtschaft. Er machte deutlich, dass steigende Zölle, technische Hürden und fehlende abgestimmte EU-Strategien den Export erheblich belasten. Er sprach sich für eine engere Zusammenarbeit mit der EU-Kommission bei der Gestaltung von Handelsabkommen aus.
Auch die AVEC selbst verwies auf wachsende Importe aus Drittstaaten wie Brasilien und der Ukraine. Europäische Erzeuger stünden hingegen unter verschärften Auflagen. Der Verband fordert deshalb mehr Gegenseitigkeit bei Standards und weniger nationale Sonderwege bei der Umsetzung von EU-Regeln, um Wettbewerbsnachteile zu vermeiden.
Ein weiterer Schwerpunkt lag auf Tierwohl und Nachhaltigkeit. Der dänische Landwirtschaftsminister hob hervor, dass höhere Anforderungen an Haltungssysteme und Klimaschutz mit den wirtschaftlichen Realitäten in Einklang gebracht werden müssen. Dänemark hat hierzu eine Vereinbarung für langsam wachsende Masthühnerlinien beschlossen. Nach Ansicht des Ministers bedarf es jedoch einer abgestimmten europäischen Vorgehensweise, damit die Lebensmittelproduktion nicht gefährdet wird.
Seitens der EU-Kommission wurde betont, dass nachhaltige Wettbewerbsfähigkeit das Leitprinzip der kommenden Legislaturperiode ist. Innovationen, Investitionen und ein enger Austausch zwischen Politik, Wirtschaft und Gesellschaft sollen dabei Hand in Hand gehen.
Besonders die Situation junger Landwirte wurde in Kopenhagen thematisiert. Vertreter des Europäischen Rates der Junglandwirte warnten, dass der bevorstehende Generationenwechsel nur dann gelingen kann, wenn Einkommensperspektiven stimmen und der Zugang zu Boden, Finanzierung und neuen Technologien erleichtert wird.
Darüber hinaus wurde auf globale Entwicklungen eingegangen. Deglobalisierung, der wachsende Einfluss Indiens, der Klimawandel und der zunehmende Einsatz von Künstlicher Intelligenz verändern die Märkte spürbar. Hervorgehoben wurde zudem die Bedeutung des Nahen Ostens, wo Länder wie Saudi-Arabien massiv in den Ausbau der eigenen Geflügelproduktion investieren.
Am Ende der Tagung stand die Erkenntnis, dass die europäische Geflügelwirtschaft an einem Wendepunkt steht. Um Wettbewerbsfähigkeit, Versorgungssicherheit und Tierwohl langfristig sicherzustellen, braucht es verlässliche politische Rahmenbedingungen, faire Handelsregeln und eine innovationsorientierte Agrarpolitik.
