Die Interessenorganisation der bäuerlichen Familienbetriebe, FREIE BAUERN, hat sich positiv zum jüngsten Vorschlag des EU-Agrarkommissars Christophe Hansen geäußert. Dieser zielt darauf ab, den Artikel 148 der Gemeinsamen Marktordnung zu präzisieren und eine allgemeine Vertragspflicht für Milchlieferungen einzuführen.
Peter Guhl von der Bundesvertretung der FREIEN BAUERN erklärte, dass durch diesen Schritt die Entscheidungsfreiheit der Mitgliedsstaaten eingeschränkt werde, ob sie das Machtungleichgewicht zwischen Molkereien und Milcherzeugern zu Gunsten einer ausgewogenen Beziehung auflösen möchten oder nicht. Er betonte, dass dadurch auch Bedenken bisheriger Gegner des Artikels ausgeräumt werden könnten, nach denen nationale Umsetzungen zu Nachteilen für heimische Molkereien gegenüber ihren europäischen Wettbewerbern führen könnten.
Guhl ist der Überzeugung, dass eine Vertragspflicht nur dann funktioniert, wenn für alle Milchlieferungen im Voraus konkret festgelegte Mengen und Preise vereinbart werden. Um langwierige Debatten über die Auslegung der Neufassung zu vermeiden, schlagen die FREIEN BAUERN vor, auf komplizierte Ausnahmeregelungen und Berechnungsmodelle vollständig zu verzichten und betonen, dass das einfache Prinzip von Angebot und Nachfrage auch für Milch gelten sollte.
Derzeit sind Milchviehhalter in Deutschland und vielen Teilen Europas verpflichtet, ihre gesamte produzierte Milchmenge an eine einzige Molkerei zu liefern, die anschließend eigenmächtig den Preis festsetzt. Guhl kritisiert diese Praxis als unangemessen und sieht sie als einen Hauptgrund für das zunehmende Verschwinden der Milchviehhaltung. Er warnt vor ernsthaften Problemen bei der Sicherstellung der Milchversorgung und hebt hervor, dass im Gegensatz zur Bundesregierung die Europäische Kommission die Notwendigkeit einer allgemeinen Vertragspflicht erkannt habe, nicht nur um die Landwirtschaft in der Wertschöpfungskette zu stärken, sondern auch, um leere Supermarktregale in Zukunft zu vermeiden.
Abschließend merkt Guhl an, dass die Kosten für Milchpulverimporte aus Nordamerika langfristig höher sein könnten als die Unterstützung fair bezahlter heimischer Bauern, eine Erkenntnis, die sich seiner Meinung nach durchsetzen wird.
Mit Material von Freie Bauern