Brauer und Bäcker in Deutschland verlassen sich auf qualitativ hochwertiges Getreide – nicht nur aus Tradition, sondern wegen steigender Anforderungen an Geschmack und Verarbeitbarkeit. Damit diese Qualität auch künftig gesichert bleibt, rücken neue wissenschaftliche Ansätze in den Vordergrund.
Ein langfristig angelegtes Projekt mit dem Titel „BreadAndBeer“ widmet sich der Frage, wie Weizen und Gerste auch unter erschwerten Bedingungen gute Qualität liefern können. Das Bundesforschungsministerium stellt dafür Fördermittel in Höhe von rund einer Million Euro zur Verfügung. Ziel ist es, Sorten wie Winterweizen und Sommergerste durch den gezielten Einsatz von Mikroorganismen robuster und ertragreicher zu machen.
Im Mittelpunkt der Forschung steht das mikrobielle Leben im Wurzelbereich. Winzige Bodenbakterien zeigen großes Potenzial, wenn es darum geht, die Inhaltsstoffe des Getreides zu verbessern – selbst bei trockenen oder versalzenen Böden. Die reine Ertragsmenge reicht heute oft nicht mehr aus. Vor allem beim Weizen ist der Proteingehalt entscheidend für die Backeigenschaften und beeinflusst maßgeblich den Marktwert.
Angesichts zunehmender Trockenperioden geraten Pflanzen unter physiologischen Stress. Das Projekt setzt daher auf Mikroorganismen aus salztoleranten Wildformen von Gerste. Besonders das Bakterium Hartmannibacter diazotrophicus wurde ausgewählt, weil es Stickstoff fixieren und die Pflanze in belasteten Böden unterstützen kann.
Forschende der Universitäten Gießen und Hohenheim konnten dieses Bakterium isolieren und im Labor vermehren. Anschließend wurde das Saatgut mit der Mikrobe behandelt und auf zwei ökologisch bewirtschafteten Flächen ausgebracht. Die Untersuchungen über mehrere Monate hinweg zeigten, dass sich das Bakterium im Wurzelraum etablieren konnte, ohne das natürliche Bodenleben zu stören.
Die Ergebnisse sprechen für sich: Der Strohertrag stieg deutlich, die gemessene Kornqualität verbesserte sich spürbar. Bei Weizen erhöhte sich der Proteingehalt, was die Backeigenschaften nachweislich steigerte. Auch bei Sommergerste wurden ähnliche Effekte festgestellt. Ein weiterer Vorteil liegt darin, dass das Verfahren ohne chemische Zusatzstoffe und ohne genetische Veränderung auskommt – und damit auch für den ökologischen Landbau von Interesse ist.
Aktuell wird geprüft, ob die positiven Effekte sich auch unter konventionellen Anbaubedingungen bestätigen lassen. Zudem laufen Tests, ob die Mikroben auch während späterer Entwicklungsstadien der Pflanzen bei Trockenstress wirksam bleiben. Ziel ist es, die Anwendung möglichst breit nutzbar zu machen.
Der gezielte Einsatz von Mikroorganismen zur Unterstützung von Kulturpflanzen findet weltweit zunehmende Beachtung. Sie gelten als nachhaltige Alternative zu klassischen Düngern und Pflanzenschutzmitteln. Mit Hilfe solcher biologischer Helfer kann das Potenzial von Getreidepflanzen auch unter schwierigen Umweltbedingungen besser ausgeschöpft werden.