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EU verschiebt digitale Erfassung von Pflanzenschutzmitteln

Die EU-Kommission plant eine erneute Verschiebung bei der Umsetzung europäischer Agrarvorgaben. Nach der jüngst um ein Jahr vertagten Entwaldungsverordnung soll nun auch die Einführung der digitalen Erfassung des Pflanzenschutzmitteleinsatzes später starten. Wie der Nachrichtendienst Agra Europe berichtet, geht dies aus einem noch unveröffentlichten Entwurf zur sogenannten SAIO-Verordnung hervor, die die Statistik der landwirtschaftlichen Inputs und Outputs regelt.

Einige Mitgliedstaaten haben offenbar Schwierigkeiten, die technischen und organisatorischen Anforderungen der neuen Datenerhebung rechtzeitig umzusetzen. Aus diesem Grund soll die verpflichtende Anwendung der SAIO-Verordnung erst 2027 beginnen, statt wie ursprünglich geplant Anfang 2026. Schon im kommenden Jahr könnten die Mitgliedstaaten die digitale Datenerfassung jedoch freiwillig einführen.

Der Entwurf sieht vor, dass die Mitgliedstaaten über die Verschiebung im Ständigen Ausschuss für Pflanzen, Tiere, Lebens- und Futtermittel (SCoPAFF) abstimmen müssen. Nach Angaben aus Brüssel zeichnet sich dort bereits eine breite Zustimmung ab. Neben Polen und Spanien sollen auch mehrere andere Länder Probleme mit der fristgerechten Umsetzung gemeldet haben.

Auch in Deutschland stößt die Verordnung auf Bedenken. Die meisten Bundesländer halten die geplante Datenerhebung zur Verwendung von Pflanzenschutzmitteln für zu umfangreich und zu aufwendig. Lediglich drei Länder mit grünen Agrarministern, darunter Niedersachsen, befürworten das Vorhaben uneingeschränkt. In einer gemeinsamen Protokollerklärung auf der Agrarministerkonferenz (AMK) Ende September machten die übrigen Länder deutlich, dass nach dem Wegfall der EU-Verordnung über den nachhaltigen Einsatz von Pflanzenschutzmitteln (SUR) die Grundlage für eine vollständige Erhebung der Anwendungsdaten entfallen sei.

Die Agrarminister von CDU, CSU, SPD und FDP vertreten die Auffassung, dass der Aufwand der SAIO-Erhebungen in keinem Verhältnis zum Nutzen stehe. Sie sehen aktuell keine Notwendigkeit für zusätzliche, komplexe Datensammlungen und fordern Bundesagrarminister Alois Rainer auf, sich in Brüssel für eine Anpassung der Verordnung einzusetzen.

Nach Ansicht von 13 Bundesländern reicht es aus, die bereits erfassten Absatzmengen der Pflanzenschutzmittel pro Mitgliedstaat auszuwerten. Diese Informationen seien ausreichend, um ein realistisches Bild über den tatsächlichen Wirkstoffeinsatz zu gewinnen, ohne Landwirte und Behörden mit weiteren Bürokratiepflichten zu belasten.

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