Anzeige
 

Schlachthoflandschaft in Deutschland verändert sich: Tönnies und EG Südbayern übernehmen Vion

Die deutsche Schlachthoflandschaft erfährt eine tiefgreifende Umstrukturierung: Der niederländische Fleischkonzern Vion zieht sich aufgrund von Bankendruck überraschend aus dem deutschen Markt zurück. Dies führt dazu, dass Tönnies über Nacht zum größten Rinderschlachter des Landes aufsteigt und die Erzeugergemeinschaft (EG) Südbayern sich als zweitgrößter Schweinefleischvermarkter etabliert.

Die Übernahme der Marktposition durch die EG Südbayern in Landshut und Vilshofen erscheint auf den ersten Blick als logische Entwicklung. Die Erzeugergemeinschaft ist finanziell solide und kennt die regionalen Bedingungen genau. Trotzdem birgt die neue Rolle Risiken, da in Süddeutschland ein Überangebot an Schlachtkapazitäten besteht, was zu einer Unterauslastung führen könnte. Die EG Südbayern setzt allerdings auf Regionalität, was gerade in den wohlhabenden süddeutschen Regionen einen bedeutenden Wettbewerbsvorteil darstellen könnte.

Für die Rinderhalter ist der Verkauf des Rindergeschäfts von Vion an Tönnies hingegen weniger positiv. Früher sorgte der Wettbewerb zwischen Vion, Müller und Tönnies für hohe Erzeugerpreise, jetzt aber wird Tönnies mit einem Marktanteil von etwa 60% eine dominante Stellung einnehmen, was langfristig zu niedrigeren Preisen führen könnte.

Es ist ungewiss, ob Tönnies diese dominante Position nutzen wird, um die Branche effektiv zu strukturieren und ein Gegengewicht zum Einzelhandel zu bilden. Die Vergangenheit zeigt, dass eine solche Allianz zwischen der roten (Fleischindustrie) und grünen (Landwirtschaft) Seite selten erfolgreich war. Vion selbst hatte erfolglos versucht, auf gleicher Augenhöhe mit dem Einzelhandel zu verhandeln.

Vom Wettbewerbsstandpunkt aus wäre ein neuer Akteur im Markt die bessere Lösung gewesen. Obwohl Interessenten vorhanden waren, führte der schnelle Verkaufsprozess dazu, dass letztendlich Tönnies als Hauptakteur hervorging. Jetzt könnte das Kartellamt gefordert sein, einzugreifen und möglicherweise Tönnies zu einer Veräußerung mindestens eines zukunftsfähigen Rinderschlachtbetriebs im Süden zu veranlassen, was den Bauern zugutekommen würde.

Weitere Wirtschaftsnachrichten

Wegweisendes Urteil: Genossenschaften dürfen Agrarland kaufen

Das Oberlandesgericht Hamm hat in einem bemerkenswerten Verfahren zugunsten einer Tochtergesellschaft der Genossenschaft Kulturland geurteilt. Die Richter befanden den Erwerb von Ackerland...

Windenergiefirma Eno Energy meldet Insolvenz an

Das dritte Jahr der Abschwächung in der Windenergiebranche hat ein weiteres Opfer gefordert. Die Eno Energy GmbH hat Insolvenz angemeldet. Das Unternehmen...

BASF sucht Partner für Enzym-Sparte

Der Chemiekonzern BASF möchte seinen Geschäftsbereich für Futtermittel-Enzyme mit Hilfe externer Partner weiterentwickeln. Das Unternehmen prüft verschiedene strategische Möglichkeiten für diesen Bereich,...

Insolvenzwelle in US-Agrarsektor

In den Vereinigten Staaten endet eine Phase ungewöhnlich niedriger Insolvenzen in der Landwirtschaft. Nach aktuellen Zahlen der Federal Reserve Bank of Minneapolis...

Edeka: Ab 2030 nur noch Geflügelfleisch aus höheren Haltungsformen

Der Lebensmittelhändler Edeka hat angekündigt, bis Ende 2030 in seinen Eigenmarken ausschließlich Geflügelfleisch aus höheren Haltungsformen anzubieten. Die Umstellung soll sich auf...