Nach mehr als einem Jahrzehnt des weltweiten Wachstums steht die BayWa AG nun vor der Notwendigkeit, sich zu konsolidieren. Das Unternehmen, das in der Vergangenheit stark auf Fremdkapital setzte, um seine Expansion zu finanzieren, sieht sich nun mit sinkenden Margen konfrontiert.
Im Jahr 2023 meldete Deutschlands größter Agrarhändler bei einem Umsatz von 23,9 Milliarden Euro einen Jahresverlust von 93,4 Millionen Euro. Im Vergleich dazu hatte das Unternehmen im Vorjahr noch einen Gewinn von 239,5 Millionen Euro erzielt.
Marcus Pöllinger, der Vorstandsvorsitzende der BayWa, machte auf der Hauptversammlung deutlich, dass der hohe Zinsaufwand von 340 Millionen Euro, der hauptsächlich durch die stark gestiegenen Zinsen verursacht wurde, die Hauptursache für die finanzielle Belastung sei. Im Jahr zuvor lag dieser Zinsaufwand um 160 Millionen Euro niedriger. Die BayWa weist eine Eigenkapitalquote von nur 13,7 % auf, wobei der Großteil des Kapitals in Höhe von 12,5 Milliarden Euro aus Fremdkapital besteht.
Pöllinger präsentierte auf der Hauptversammlung die „Strategie 2030“, die darauf abzielt, die BayWa wieder profitabel und zukunftsfähig zu machen. Diese Strategie umfasst Investitionen in zukunftsweisende Bereiche, die Optimierung des Kerngeschäfts und den Verkauf von Beteiligungen zur Erhöhung der Eigenkapitalquote.
Als zentrale Wachstumsfelder identifiziert Pöllinger den internationalen Getreide- und Spezialitätenhandel sowie die erneuerbaren Energien. Im Bau-, Agrar- und Technikbereich sind ebenfalls Optimierungen vorgesehen.
Bereits im Herbst 2023 veräußerte die BayWa das Softwaregeschäft ihrer Tochtergesellschaft FarmFact an Agco und löste das Segment „Innovation & Digitalisierung“ auf. Auch der Verkauf des Solarhandelsgeschäfts ist geplant, konnte jedoch bisher aufgrund des ungünstigen Marktumfelds nicht zum gewünschten Preis abgeschlossen werden. Die BayWa plant, den Verkaufsprozess fortzusetzen und erwartet bis 2025 Ergebnisse, die zur Entschuldung und zur Reduzierung der Zinslast beitragen sollen.
Im Energiebereich setzt die BayWa vermehrt auf E-Mobilität und plant den Bau von Ladestationen. Mit dem Zuschlag für das Deutschlandnetz in Bayern ist die Tochtergesellschaft BayWa Mobility Solutions GmbH in das Geschäft mit Ladestationen für E-Fahrzeuge eingestiegen und plant, bis Ende 2026 insgesamt 40 Ladeparks zu betreiben.