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Merz fordert Einigkeit – Zweifel an Umsetzung bleiben

Zum Tag der Deutschen Einheit hat Bundeskanzler Friedrich Merz den Zusammenhalt in Deutschland betont und weitere Reformen für Wirtschaft und Gesellschaft angekündigt. Wenige Tage später präsentierte das Bundeskabinett einen 80-Punkte-Plan, der das Land moderner und effizienter machen soll. Die Ankündigungen wecken Hoffnung auf Bewegung, doch viele Beobachter bezweifeln, dass diesen Worten auch konsequente Taten folgen – besonders im Agrarsektor.

In der Landwirtschaft hat sich in den vergangenen Jahren ein deutlicher Vertrauensverlust aufgebaut. Das ständige Auf und Ab agrarpolitischer Entscheidungen hat die Planungssicherheit vieler Betriebe erheblich geschwächt. So sorgte das abrupte Ende des „Bundesprogramms Umbau Tierhaltung“ für Unverständnis, während sich die Einführung des Tierhaltungskennzeichengesetzes durch ungelöste Fragen zu Kriterien und Umsetzung immer wieder verzögert hat.

Auch auf europäischer Ebene bleibt die Unsicherheit bestehen. In Brüssel wird weiterhin kontrovers über die Ausrichtung der Gemeinsamen Agrarpolitik ab 2028 diskutiert. Die fehlende Klarheit über künftige Rahmenbedingungen erschwert es Betrieben, Investitionen langfristig zu planen. Viele Unternehmen zögern daher, in neue Stallkonzepte, Technik oder Flächenbewirtschaftung zu investieren, manche denken sogar über einen Ausstieg nach.

Diese Zurückhaltung hat nicht nur Folgen für die Landwirtschaft selbst. Fehlende Investitionen wirken sich auch auf vor- und nachgelagerte Branchen aus – von der Landtechnik über den Futtermittelhandel bis hin zur Lebensmittelverarbeitung. Die Unsicherheit über politische Prioritäten hemmt die wirtschaftliche Entwicklung insgesamt.

Bundeskanzler Merz bezeichnete den Herbst 2025 als entscheidenden Moment für Deutschland. Der angekündigte Reformplan soll den Aufbruch in eine neue Phase der Modernisierung markieren. Ob daraus konkrete Fortschritte entstehen, hängt jedoch nicht allein von politischen Entscheidungen ab. Die Regierung muss verlässlich handeln, und auch Wirtschaft, Landwirtschaft und Gesellschaft sind gefordert, den Wandel aktiv mitzutragen.

Das Ziel des Kanzlers ist klar: Mehr Zusammenhalt, mehr Tatkraft, weniger Stillstand. Doch ob der 80-Punkte-Plan tatsächlich den versprochenen Aufbruch einleitet, bleibt offen. Für die Landwirtschaft wäre ein verbindlicher und langfristig verlässlicher Kurs ein entscheidender Schritt, um Vertrauen und Investitionsbereitschaft wiederherzustellen.

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