Die anhaltend trockenen Witterungsbedingungen im Frühjahr haben in vielen Regionen zu unterversorgten Beständen geführt. Besonders betroffen sind Winterungen, die aufgrund des fehlenden Bodenwassers Schwierigkeiten haben, essenzielle Nährstoffe aufzunehmen. Laut der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen zeigen sich bereits erste Symptome, die auf einen Mangel hinweisen.
In einigen Fällen sind Stickstoffdünger aus den ersten beiden Gaben noch nicht vollständig im Boden gelöst. Der fehlende Niederschlag verhindert ihre Aufnahme durch die Pflanzen. Prognosen deuten für die laufende Woche auf mögliche Regenfälle hin, die für eine Wirkung der bisher ausgebrachten Düngemittel dringend erforderlich wären.
Die Wirkung der Stickstoffdüngung bleibt unter diesen Bedingungen vielfach hinter den Erwartungen zurück. Gerade in spät gesäten Getreidebeständen sowie im Winterraps war nicht genügend Stickstoff für das Wachstum und die Bestockung verfügbar. Die Pflanzen erscheinen in diesen Fällen oft lückig und schwach entwickelt. Die mangelhafte Nährstoffverfügbarkeit lässt sich direkt mit den niederschlagsarmen Wochen zu Beginn der Vegetation in Verbindung bringen.
In Situationen, in denen die Nährstoffaufnahme über die Wurzel erschwert ist – etwa durch Trockenheit, niedrige Temperaturen oder ungünstige pH-Werte im Boden – kann eine Blattdüngung mit Makronährstoffen in Betracht gezogen werden. Zwar ist die Aufnahme größerer Mengen von Stickstoff, Phosphor oder Kalium über das Blatt begrenzt, dennoch kann diese Maßnahme kurzfristig die Nährstoffversorgung verbessern.
Während der Hauptwachstumsphase können solche Applikationen als kurzfristige Ergänzung dienen, um temporären Mangelzuständen entgegenzuwirken. Im Unterschied zu Makronährstoffen zeigt sich die Blattdüngung bei Mikronährstoffen deutlich effektiver. Zwar sind Spurenelemente wie Zink, Eisen, Mangan oder Bor in vielen Böden vorhanden, jedoch unter bestimmten Bedingungen nicht pflanzenverfügbar.
Da der Bedarf an Mikronährstoffen relativ gering ist, reicht oft eine gezielte Blattdüngung aus, um Engpässe zu beseitigen. Je nach Element kann die Anwendung entweder einmalig oder in mehreren Etappen über die Vegetationszeit erfolgen. So sind Zinkanwendungen häufig über längere Zeiträume wirksam, während Mangan oder Bor wiederholt appliziert werden sollten.
Um einen drohenden Mangel frühzeitig zu erkennen, empfiehlt sich eine Analyse des Pflanzengewebes. Farbveränderungen an den Blättern deuten zwar auf eine Unterversorgung hin, treten jedoch häufig erst auf, wenn bereits Ertragseinbußen oder eine erhöhte Anfälligkeit gegenüber Krankheiten zu erwarten sind.
Besondere Aufmerksamkeit verdient die Spurenelementversorgung nach einer Kalkung. Höhere pH-Werte führen dazu, dass viele Mikronährstoffe nicht mehr ausreichend pflanzenverfügbar sind. Vor allem bei pH-Werten über 7 sinkt die Verfügbarkeit von Kupfer, Eisen, Mangan, Bor und Zink deutlich. Lediglich Molybdän kann bei steigenden pH-Werten besser aufgenommen werden.
Blattdünger werden über alle grünen Pflanzenteile aufgenommen. Der Eintritt erfolgt entweder direkt über die Kutikula – also die äußere Wachsschicht – oder über die Spaltöffnungen der Blätter. Die Effizienz dieser Aufnahme hängt stark von äußeren Bedingungen wie Luftfeuchtigkeit, Temperatur und Applikationstechnik ab.
Eine gleichmäßige Benetzung ist entscheidend für die Wirkung. Der Einsatz von chelatierten Mikronährstoffen oder Zusätzen zur Haftung und Verteilung kann die Aufnahme verbessern. Ebenso ist die Wahl der geeigneten Düse und Tropfengröße von Bedeutung. Bei Kombinationen mit Pflanzenschutzmitteln sollte vorab die Mischbarkeit geprüft werden, um unerwünschte Reaktionen zu vermeiden.