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Bundesregierung setzt auf umstrittene Kraftwerksstrategie

Im Rahmen ihres Wachstumspakets für die Wirtschaft hat die Bundesregierung eine neue Kraftwerksstrategie beschlossen, die im Februar mit den Koalitionsspitzen abgestimmt und auch mit der Europäischen Kommission koordiniert wurde. Ein zentraler Bestandteil des Plans ist die Ausschreibung von insgesamt 12,5 GW Kraftwerkskapazität und 500 MW Langzeitspeichern, die im Rahmen des Kraftwerkssicherheitsgesetzes in zwei Phasen umgesetzt werden sollen. Besonders im netztechnischen Süden Deutschlands soll der Ausbau erfolgen, um die Netzstabilität zu verbessern und Redispatchkosten zu senken.

Das Hauptstadtbüro Bioenergie (HBB) kritisiert die Strategie der Bundesregierung scharf. Nach Meinung des Verbandes vernachlässigt das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) die Möglichkeiten, die Biogasanlagen und Holzheizkraftwerke für die Energiewende bieten könnten. „Es ist unverständlich, warum die Regierung plant, 5 Gigawatt an Erdgaskraftwerken zu errichten, die nicht auf klimaneutrale Brennstoffe umstellbar sind, während sie gleichzeitig das Potenzial grüner Bioenergie vernachlässigt“, bemängelt Sandra Rostek, Leiterin des HBB. Ihrer Meinung nach sollten anstelle von Erdgas vermehrt Bioenergieanlagen gefördert werden, um ihre systemrelevante Rolle im Stromnetz auszubauen.

Des Weiteren weist das HBB auf die problematischen Aspekte des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) 2023 hin, welches einen schrittweisen Rückgang des Ausschreibungsvolumens für Biomasse vorsieht und bisher keine wirtschaftlich attraktiven Bedingungen für Biogasanlagen bietet. Dies hat bereits dazu geführt, dass in mehreren Ausschreibungsrunden keine Gebote abgegeben wurden und viele Betreiber von Biogasanlagen über eine Stilllegung nachdenken müssen, falls sie keine Anschlussvergütung erhalten.

Rostek betont die Notwendigkeit, bestehende Bioenergieanlagen in eine Anschlussvergütung zu überführen, um sowohl ökonomisch als auch ökologisch sinnvolle Lösungen zu schaffen. Sie argumentiert, dass flexible Biomasseanlagen, insbesondere während Zeiten, in denen Wind- und Solarenergie nicht ausreichen, eine kritische Rolle bei der Sicherstellung der Energieversorgung spielen können. Dadurch könnten nicht nur die Netze stabilisiert, sondern auch mehr Gigawatt an Kraftwerksleistung realisiert werden.

Die Kritik des HBB richtet sich gegen die vorrangige Förderung fossiler Kraftwerke im aktuellen Strategieplan der Bundesregierung, welche dem Ziel des Klimaschutzes zuwiderläuft und das Potenzial grüner Energiequellen nicht voll ausschöpft.

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