Die wirtschaftliche Situation in Deutschland verschärft sich weiterhin, da ein steigender Anteil der Unternehmen über einen Mangel an Aufträgen klagt. Das Münchner Ifo-Institut vermeldet, dass im Oktober 41,5% der deutschen Unternehmen von Auftragsmängeln betroffen waren – ein Anstieg gegenüber den 39,4% im Juli und der höchste Stand seit der Finanzkrise 2009. Klaus Wohlrabe, Leiter der ifo-Umfragen, merkt an: „Der Mangel an Aufträgen hemmt weiterhin die konjunkturelle Entwicklung in Deutschland. Kaum eine Branche bleibt verschont.“
Insbesondere die Schlüsselindustrien wie Maschinenbau sowie die Metall- und Elektroindustrie sind stark betroffen. Im Maschinenbau geben 55 Prozent der Betriebe an, Auftragsprobleme zu haben, in der Metallindustrie sind es sogar über 68 Prozent. Auch die Auto- und Chemieindustrien spüren die negativen Auswirkungen.
Trotz eines leichten Anstiegs der Auftragsbestände im September deutet nichts auf eine schnelle oder nachhaltige Erholung hin. Die industrielle Schwäche hinterlässt zudem sichtbare Spuren im Transport- und Logistiksektor, wo vermehrt über Auftragsmangel geklagt wird. Auch Personalagenturen melden eine sinkende Nachfrage nach Zeitarbeit.
Zusätzlich haben die Produktionskosten in Deutschland seit der Energiekrise 2022 im internationalen Vergleich stark zugenommen. Der Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung warnt, dass diese industrielle Schwäche anhalten könnte und weiterhin eine Belastung für die Wirtschaft darstellt. „Die Schwäche der Industrie und die Dauer der Schwächephase deuten darauf hin, dass die deutsche Wirtschaft neben konjunkturellen auch von strukturellen Problemen ausgebremst wird,“ erklärt Monika Schnitzer, Vorsitzende des Sachverständigenrates.
Die Investitionstätigkeit lässt nach, und die Erholung der Weltwirtschaft führt nicht zu den üblichen Steigerungen der deutschen Exporte. Verglichen mit anderen fortgeschrittenen Volkswirtschaften zeigt sich Deutschland wirtschaftlich deutlich schwächer. Martin Werding, Mitglied des Sachverständigenrates, prognostiziert, dass die deutsche Wirtschaftsleistung im Jahr 2025 voraussichtlich erst das Niveau vor der Corona-Krise erreichen wird, während das BIP in den USA bereits um mehr als zwölf Prozent über dem Vor-Corona-Niveau liegt.