Im Jahr 2024 hat der deutsche Markt für Tierarzneimittel erneut deutlich zugelegt und erstmals ein Umsatzvolumen von über einer Milliarde Euro erreicht. Wie der Bundesverband für Tiergesundheit (BfT) mitteilt, stieg der Gesamtumsatz der Branche im Vergleich zum Vorjahr um 8,7 Prozent auf 1,048 Milliarden Euro.
Der Anteil am Gesamtumsatz, der auf Produkte für Nutztiere entfällt, beträgt aktuell 39,4 Prozent. Kleintiere, darunter Haustiere wie Hunde und Katzen, machen 60,6 Prozent aus. Damit hat sich das Verhältnis geringfügig zugunsten der Nutztiermedizin verändert, nachdem in den beiden Vorjahren jeweils rund 62 Prozent auf Kleintiere und Pferde entfielen.
Das Marktwachstum wurde vor allem durch eine zunehmende Gesundheitsvorsorge, insbesondere bei älteren Haustieren, sowie durch verbesserte Präventionsmaßnahmen im Nutztierbereich gestützt. Impfprogramme gegen die Blauzungenkrankheit bei Wiederkäuern und Maßnahmen zur Bekämpfung von Gnitzen hatten dabei positiven Einfluss. Besonders erwähnenswert ist die Erholung der Schweine– und Geflügelbestände nach den Krankheitsausbrüchen des Vorjahres. Dies unterstreicht die Bedeutung von Vorbeugung und Gesundheitsmanagement in der Tierhaltung.
Im Segment der pharmazeutischen Spezialitäten wurde 2024 ein Umsatz von 462,8 Millionen Euro erzielt, was einem Anstieg von 8,7 Prozent entspricht. Der Markt für Impfstoffe wuchs um 7,7 Prozent auf 237,9 Millionen Euro. Besonders stark legte der Bereich Antiparasitika zu, mit einem Plus von 19,0 Prozent auf nun 199,1 Millionen Euro. Die Einnahmen mit Antiinfektiva, einschließlich Antibiotika, stiegen um 3,8 Prozent auf insgesamt 148,6 Millionen Euro.
Eine wichtige Veränderung zeigt sich bei den Antiinfektiva in der Anwendung: Durch gesetzliche Vorgaben wurde die Verabreichung zunehmend von fester Futtermedikation auf Trinkwasser umgestellt. Diese Anpassung spiegelt sich in den Umsatzzahlen wider. Gleichzeitig verdeutlicht der deutliche Anstieg bei Antiparasitika den wachsenden Bedarf an Schutz vor Zecken und Stechmücken, deren Verbreitung durch steigende Temperaturen begünstigt wird.
Trotz des wirtschaftlichen Erfolgs äußert der BfT erneut Kritik an politischen Rahmenbedingungen. Aus Sicht des Verbandes ist es notwendig, die Wettbewerbsfähigkeit der Branche zu sichern, um die Versorgung von Tieren mit innovativen Arzneimitteln langfristig zu gewährleisten. Die Unternehmen sehen sich zunehmend mit komplexen Regulierungen, bürokratischem Aufwand und mangelnder Planungssicherheit konfrontiert.
Daher fordert der Verband von der Bundesregierung und den europäischen Institutionen, präventive Maßnahmen wie Impfungen und Diagnostik gezielt zu stärken. Ebenso wird eine Vereinfachung der Zulassungsverfahren verlangt. Aus Sicht des BfT sei es unerlässlich, den Verwaltungsaufwand zu reduzieren, nationale Alleingänge zu vermeiden und innovationsfreundliche Rahmenbedingungen zu schaffen.
Die Leistungsfähigkeit der Branche zeigt sich auch in ihrer schnellen Reaktion auf neue Anforderungen. So konnte 2024 die Bereitstellung sicherer und wirksamer Impfstoffe gegen einen neu identifizierten Serotyp des Blauzungenvirus sichergestellt werden – ein Beispiel für die Innovationskraft innerhalb der Tiergesundheitsindustrie.