Der Einsatz automatischer Melksysteme kann auf Milchviehbetrieben für deutliche Entlastung und Effizienzsteigerung sorgen. Doch gerade in den ersten Wochen nach der Umstellung treten häufig gesundheitliche Probleme in der Herde auf. Auffällige Zellzahlanstiege, vermehrte Mastitisfälle und Rückgänge in der Milchleistung weisen häufig auf Schwächen im Management oder bei der Technik hin.
Eine stabile Eutergesundheit im automatisierten Melkbetrieb erfordert ein Zusammenspiel verschiedener Faktoren. Dazu zählen unter anderem saubere Haltungsbedingungen, eine exakt eingestellte Melktechnik sowie eine regelmäßige Kontrolle der Zitzenkondition. Die Zellzahl gilt als frühzeitiger Indikator für mögliche Entzündungen. Ein gesunder Bestand sollte zu mindestens 85 Prozent Zellzahlen unter 100.000 Zellen pro Milliliter aufweisen.
Bei Abweichungen ist zwischen subklinischen und klinischen Verläufen zu unterscheiden. Subklinische Fälle zeigen keine sichtbaren Symptome, jedoch erhöhte Zellzahlen, oft ausgelöst durch Stress, Fütterungsprobleme oder hygienische Mängel. Klinische Mastitis äußert sich dagegen mit deutlich veränderten Eutern oder Milch, was eine sofortige Erregerdiagnostik erforderlich macht.
Ein Milchviehbetrieb berichtete von erheblichen Problemen nach der Umstellung auf ein automatisiertes System. In diesem Fall war die Vakuumregelung fehlerhaft eingestellt – die Milchflussabhängigkeit führte zu starken Schwankungen. Erst nach Anpassung auf eine stabilere Einstellung verbesserte sich die Situation. Dennoch benötigten bereits geschädigte Tiere mehrere Monate zur vollständigen Erholung.
Solche Erfahrungen verdeutlichen die Notwendigkeit, die Technik exakt auf die Bedürfnisse der Herde abzustimmen. Schon geringe Abweichungen bei Vakuumhöhe oder Abnahmeverhalten können die Zitzenstruktur schädigen und Infektionen begünstigen. Zusätzlich wurden in dem genannten Betrieb Mängel in der Hygienetechnik entdeckt. Eine vermeintlich funktionierende Dampfdüse im Desinfektionssystem war nicht ausreichend wirksam, wie mikrobiologische Abstriche später zeigten.
Dieser Fall zeigt, dass die beste Technik allein keinen ausreichenden Schutz vor Keimen bietet. Ohne regelmäßige mikrobiologische Überprüfung lassen sich versteckte Hygienemängel schwer aufdecken. Wer Zweifel an der Wirksamkeit der Reinigung hat, sollte gezielt Abstriche nehmen – etwa an den Melkbechern oder den Vorbereitungsbürsten.
Ein häufiger Auslöser von Euterentzündungen in automatisierten Melksystemen ist der Umweltkeim Streptococcus uberis. Er verbreitet sich über verschmutzte Liegeboxen, feuchte Laufgänge oder kontaminierte Einstreu. Auch bei guter Stallhygiene kann dieser Keim auftreten, insbesondere wenn der Infektionsdruck hoch ist und die Abwehrkräfte der Tiere nicht ausreichen.
Ein weiterer Betrieb stellte fest, dass trotz intensiver Reinigungsmaßnahmen S. uberis regelmäßig nachweisbar war. Die Ursache lag im Zusammenspiel aus Stallumfeld, Futterration und Abwehrlage der Tiere. Besonders wichtig ist daher eine bedarfsgerechte Versorgung mit Spurenelementen wie Zink sowie Selen und Vitamin E, um die Immunabwehr zu stärken.
Nicht jedes Euterproblem lässt sich sofort diagnostizieren. Daher empfiehlt es sich, von Beginn an externe Fachberater einzubeziehen. Berater des Farm Management Support der Roboterhersteller können das Melkverhalten, Frequenzen und technische Einstellungen analysieren. Zusätzlich liefern Tierärzte, LKV-Fachkräfte und Fütterungsspezialisten wichtige externe Einschätzungen.
Für einen reibungslosen Betrieb ist eine regelmäßige technische Kontrolle unerlässlich. Dabei sollten Vakuumeinstellungen, das Abnahmeverhalten sowie der Zustand und die Passform der Zitzengummis überprüft werden. Ebenso sind Desinfektionssysteme wie Dampf- oder Sprühdüsen auf Funktion und Wirkung zu prüfen.
Auch die hygienischen Rahmenbedingungen müssen konsequent eingehalten werden. Melkbecher und Bürsten sollten in festen Intervallen gereinigt und ausgetauscht werden. Zitzenschalen sind auf mögliche Biofilmbildung zu kontrollieren. Desinfektionsmittel müssen in der richtigen Konzentration eingesetzt und gleichmäßig aufgetragen werden. Wartebereiche und Liegeflächen sollten stets sauber und trocken gehalten werden.
Zur Stärkung der Tiergesundheit gehört eine regelmäßige Kontrolle der Zitzenkondition. Die Fütterung sollte so angepasst sein, dass sie die Immunabwehr unterstützt. Kühe mit hohen Zellzahlen oder auffälligem Verhalten sollten frühzeitig beobachtet und bei Bedarf behandelt werden.
Ein verlässliches Monitoring-System ist entscheidend. Die Auswertungen und Alarmlisten des Melkroboters sollten mindestens zweimal täglich überprüft werden. Bei Auffälligkeiten empfiehlt sich der Einsatz von Schalmtests. Auch subklinische Veränderungen sollten ernst genommen und zügig abgeklärt werden, um dauerhafte Eutergesundheit sicherzustellen.