Auf vielen Milchviehbetrieben wurde der erste Stickstoff bereits im März auf die Silageflächen ausgebracht. Vor allem Betriebe mit herbstkalbenden Kühen oder Wintermelkung zielten dabei auf einen frühen Schnitttermin ab, um die Grundfutterqualität abzusichern.
Die Fütterung während der Wintermelkung kann kostenintensiv sein. Ist die Silage minderwertig, steigt der Bedarf an Kraftfutter oder ergänzenden Komponenten wie Maissilage, Sojaschalen oder Zuckerrüben. Um die Futterkosten im Griff zu behalten, ist hochwertiges Grundfutter aus dem ersten Schnitt von entscheidender Bedeutung.
Ziel der ersten Mahd ist es, möglichst viel gut verdauliche, nährstoffreiche Silage einzufahren, die sich gut konservieren lässt. Je weiter der Schnitt in den Mai verschoben wird, desto mehr Faser bildet sich aus, was die Verdaulichkeit senkt. Eine verspätete erste Ernte beeinträchtigt zudem die Folgeschnitte. Geringere Erträge beim zweiten Schnitt führen zu höheren Kosten in der Winterfütterung.
Ein früher Schnitt Anfang Mai liefert Silage mit geringem Rohfaseranteil und höherem Energiegehalt. Dadurch steigt die Futteraufnahme der Tiere, was sich positiv auf die Milchleistung auswirkt. Gleichzeitig lässt sich der zweite Schnitt früher und ertragsstärker einplanen – eine Kombination, die zur Wirtschaftlichkeit des Systems beiträgt.
Ein geringerer Faseranteil im Futter führt dazu, dass Kühe mehr fressen können. Das ist besonders in der energieintensiven Phase der Wintermelkung ein wichtiger Vorteil.
Die Witterung im Frühjahr war für viele Betriebe günstig: Gülle– und Düngergaben konnten frühzeitig erfolgen. Bei anhaltend mildem Wetter mit ausreichender Feuchtigkeit ist ein Schnitt Anfang Mai gut realisierbar.
Ein Schnittzeitraum zwischen dem 5. und 10. Mai gilt für Betriebe mit Wintermelkung als besonders günstig. Dadurch bleibt genügend Zeit, um Ende Juni oder Anfang Juli einen zweiten Schnitt mit hohem Ertrag zu ernten.
Auf Flächen, die bereits im Herbst – beispielsweise seit September – vom Grünlandmanagement ausgenommen wurden, verschlechtert sich die Futterqualität mit zunehmender Standzeit schnell. Um einen hohen Anteil an verdaulicher organischer Substanz zu sichern, sollte frühzeitig geerntet werden.
Wurde das Grasland allerdings vor wenigen Wochen noch intensiv abgeweidet, kann auch ein späterer Schnitt – etwa zwischen dem 18. und 20. Mai – ausreichend gute Qualität liefern, um Milchleistung abzusichern.
Die folgende Tabelle bietet einen Überblick über die angestrebte Verdaulichkeit der Trockenmasse und den passenden Schnittzeitpunkt für verschiedene Tiergruppen:
Tiergruppe | Verdaulichkeit der Trockenmasse (%) | Geeigneter Schnittzeitraum | Ertrag (t TM/ha) |
---|---|---|---|
Trockenstehende Kühe | 68–70 | Anfang Juni | 5,5–6 |
Frühjahrsabkalberinnen | 72 | Ende Mai | 5–5,5 |
Aufzuchtrinder | 72 | Ende Mai | 5–5,5 |
Wintermelkerinnen | 75 | Mitte Mai | 5 |
Die Übersicht verdeutlicht: Je später der Erntetermin, desto höher die Erntemenge pro Hektar – allerdings auf Kosten der Verdaulichkeit. Besonders bei Silage für Milchkühe zählt deshalb nicht nur die Menge, sondern vor allem die Qualität.
Die Strategie, durch einen späteren ersten Schnitt größere Silagemengen zu erzielen, kann langfristig nachteilig sein. Denn sie verringert nicht nur die Qualität des ersten Schnitts, sondern auch den Ertrag der Folgeschnitte.
Größere Vorräte an Silage sind für den Betrieb wichtig, jedoch sollte die Vorratsbildung über mehrere Ernteschnitte erfolgen – nicht durch das Verschieben eines einzelnen Schnitts. Nur so lässt sich hochwertige Futterqualität mit ausreichender Menge in Einklang bringen.