Die deutschen Einzelhandelsriesen, allen voran Lidl und Aldi Süd, setzen zunehmend auf Rindfleisch aus verbesserten Tierhaltungsbedingungen. Lidl strebt an, bis Ende des Jahres 2024 ausschließlich Frischfleisch von Rindern anzubieten, die nach den Kriterien der Haltungsform 3 gehalten wurden. Diese Form garantiert den Tieren mindestens 4 Quadratmeter Platz und Zugang zum Außenklima in den letzten sechs Monaten vor der Schlachtung.
Der Ansatz ist eindeutig: mehr Tierwohl direkt aus Deutschland. Im Gegensatz dazu plant Aldi Süd, in seinen Filialen sukzessive die Produkte der Haltungsformen 1 und 2 auszumustern, wobei der Import ausländischer Ware weiterhin eine Option bleibt.
Die Umstellung auf Haltungsform 3 stellt die Rinderzüchter jedoch vor erhebliche Herausforderungen. Die Umstellung erfordert oft umfangreiche Investitionen in die Stallinfrastruktur. Etwa 10 bis 20 Prozent der Betriebe, vor allem die Strohbetriebe in Nordrhein-Westfalen, können ihre Anlagen relativ leicht anpassen und profitieren von zusätzlichen Boni für die höhere Tierwohlstufe.
Für viele andere Betriebe, insbesondere solche mit älteren Gebäuden oder die im Nebenerwerb tätig sind, gestaltet sich die Situation schwieriger. Hier sind oft keine oder nur kostspielige Anpassungen möglich, die den erforderlichen Außenklimareiz schaffen könnten. Trotzdem besteht auch für Rindfleisch aus traditionelleren Haltungsformen weiterhin Nachfrage, etwa für den Export.
In der Diskussion steht auch, wie der Handel und die Vermarkter die Umstellung unterstützen können. Es wird vorgeschlagen, statt Sanktionen für Standard-Bullen eher Anreize für die Umstellung auf Haltungsform 3 zu schaffen. Ein einheitliches Label könnte zudem helfen, Verwirrung bei Landwirten und Konsumenten zu reduzieren. Auch wird eine unabhängige Auditierung für HF 3 gefordert, die nicht an feste Verträge mit Schlachthöfen gebunden ist.