Während Landwirte in einigen Teilen Osteuropas gegen die Getreideexporte aus der Ukraine protestieren, sieht die Europäische Kommission in der möglichen EU-Mitgliedschaft der Ukraine eine Chance, die Position Europas auf den globalen Agrarmärkten zu stärken.
Die Ukraine, oft als die „Kornkammer Europas“ bezeichnet, spielt bereits eine bedeutende Rolle auf dem Weltmarkt für Agrarprodukte. Mit einem Anteil von acht Prozent am weltweiten Weizenhandel, 13 Prozent bei Mais und 32 Prozent bei Sonnenblumenöl und Saatgut im Jahr 2020, trägt die Ukraine entscheidend zur globalen Nahrungsmittelversorgung bei. Das Welternährungsprogramm schätzt, dass die Agrarexporte der Ukraine 400 Millionen Menschen ernähren können.
Diese landwirtschaftliche Produktivität hat jedoch auch Sorgen unter EU-Landwirten ausgelöst, insbesondere in Ländern wie Polen und Rumänien, die bereits gegen ukrainische Getreideexporte protestieren. Sie fürchten, dass die billigeren Agrarprodukte aus der Ukraine die lokale Produktion verdrängen könnten. In Frankreich, dem führenden Getreideproduzenten der EU, fordern Bauern bereits Schutzmaßnahmen für die heimischen Produzenten.
Trotz dieser Bedenken betont die EU-Kommission die Vorteile einer EU-Erweiterung um die Ukraine. Ein Beitritt würde nicht nur die Position der EU im globalen Agrarhandel verbessern, sondern auch die Versorgungssicherheit innerhalb der Union stärken. Die Kommission weist jedoch darauf hin, dass bei einer Erweiterung die Regeln der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) für alle Mitgliedstaaten gelten müssten und eine gründliche Bewertung der Auswirkungen auf die Nachhaltigkeit der EU-Agrarpolitik erforderlich wäre. Die Gewährleistung fairer Wettbewerbsbedingungen für den Agrarsektor ist dabei von entscheidender Bedeutung.
Neben der Ukraine bewerben sich auch andere Länder um die EU-Mitgliedschaft, darunter Nordmazedonien und Albanien. Die Ukraine hat im Februar 2022 offiziell die EU-Mitgliedschaft beantragt und wurde im Juni 2022 als EU-Bewerberland anerkannt. Im Dezember 2023 beschlossen die EU-Führungsspitzen, Beitrittsverhandlungen mit der Ukraine aufzunehmen.