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Rentenpaket II: Rentenbeitragssatz könnte 2045 50% übersteigen

Das kürzlich vorgestellte Rentenpaket II der Ampel-Koalition, das eine Erhöhung des Rentenbeitragssatzes um 2 Prozent vorsieht, könnte langfristig zu erheblichen finanziellen Belastungen führen. Experten warnen, dass der Gesamt-Sozialversicherungsbeitrag bis zum Jahr 2045 die kritische Marke von 50 Prozent überschreiten könnte. Diese Entwicklung würde die bereits vorhandene Strukturkrise in Deutschland weiter verschärfen.

Prof. Axel Börsch-Supan, Ökonom und Leiter des Mannheimer Forschungsinstituts für Ökonomie und Demographischen Wandel (MEA), kritisiert die Pläne der Bundesregierung scharf. Er sieht in dem Vorhaben, das Rentenniveau auf 48 Prozent festzuschreiben, eine Ignoranz gegenüber den wirtschaftlichen Realitäten. Deutschland liegt mit seinen Rentenzahlungen bereits unter dem OECD-Durchschnitt, dennoch führt die geplante Beitragserhöhung zu einer zusätzlichen finanziellen Belastung für Arbeitnehmer und Arbeitgeber.

Die Steigerung der Sozialabgaben birgt nicht nur die Gefahr, den Bundeshaushalt durch einen erhöhten Bedarf an Bundesmitteln zusätzlich zu belasten, sondern auch wichtige Zukunftsinvestitionen in Infrastruktur und Bildung könnten dadurch gefährdet werden. Diese Investitionen sind essenziell, um die Wirtschaftskraft Deutschlands zu stärken und die Strukturkrise zu bewältigen.

Die Diskussion um den Aufbau des sogenannten „Generationenkapitals“ gewinnt ebenfalls an Brisanz. Der geplante Kapitalstock, der lediglich 5% des BIP ausmacht, wird als unzureichend kritisiert. Selbst unter optimistischen Bedingungen würde dieser nur eine marginale Entlastung des Rentenbeitrags um etwa ein Drittel-Prozentpunkt ermöglichen. Im internationalen Vergleich, etwa mit Dänemark und den Niederlanden, wo das Altersvorsorgekapital jeweils bei ca. 200% des BIP liegt, erscheint der deutsche Ansatz deutlich zurückhaltender.

Ein weiteres Problem sieht Börsch-Supan in der Finanzierung des Generationenkapitals durch Schulden. Er betont, dass die Rendite der Kapitalanlagen dauerhaft höher sein muss als die Zinslast, um wirtschaftlich sinnvoll zu sein. Als Alternative schlägt er vor, eine echte Kapitaldeckung zu fördern, die auf Ersparnissen der älteren Generation basiert und nicht auf neuen Schulden. Zudem könnte das Modell der Betriebsrenten, das bisher vor allem in großen Unternehmen Anwendung findet, auf kleinere und mittlere Unternehmen ausgeweitet werden, um eine breitere Basis für die private Altersvorsorge zu schaffen.

Die aktuellen Pläne zur Rentenreform stehen somit in der Kritik, grundlegende strukturelle Probleme zu verschärfen, anstatt sie zu lösen. Die Debatte zeigt, wie wichtig eine umfassende und wohlüberlegte Herangehensweise an die Alterssicherung ist, um langfristige Nachhaltigkeit und soziale Gerechtigkeit zu gewährleisten.

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