Die Prognosen für Russlands Weizenexporte im Wirtschaftsjahr 2024/25 fallen deutlich geringer aus als im Vorjahr. Während 2023/24 noch rund 54,1 Millionen Tonnen ins Ausland geliefert wurden, rechnet der Logistikdienstleister Rusagrotrans im aktuellen Zeitraum bis Ende Juni nur mit 41,5 Millionen Tonnen. Das Analysehaus Sovecon geht sogar von lediglich 40,9 Millionen Tonnen aus.
In den letzten Monaten ist die wirtschaftliche Tragfähigkeit des Exportgeschäfts zunehmend unter Druck geraten. Ein zentraler Punkt ist dabei die schwache Rentabilität, die den Außenhandel mit russischem Weizen erschwert hat. Daten von Reksoft Consulting zufolge lagen die Ausfuhren zwischen Januar und April 2025 um 40 Prozent unter dem Vorjahreswert. Besonders deutlich fiel der Rückgang im März und April aus, mit einem Minus von 60 Prozent gegenüber dem Vergleichszeitraum.
Ein weiterer belastender Faktor war die Aufwertung des Rubels, die den Preisvorteil russischen Weizens auf den internationalen Märkten geschmälert hat. Diese Einschätzung teilt auch das Institut für Agrarmarktstudien (IKAR), dessen Geschäftsführer auf die Auswirkungen der Währungsentwicklung in der zweiten Hälfte des laufenden Exportjahres hinweist.
Auch die Preisentwicklung am Weltmarkt hat russische Anbieter unter Druck gesetzt. Weizen aus neuen Ernten anderer Ursprungsländer wird im Schnitt um etwa 20 US-Dollar pro Tonne günstiger gehandelt als Ware aus älteren russischen Beständen. Diese Differenz hat die Wettbewerbsfähigkeit weiter geschwächt.
Trotz der schwierigen Rahmenbedingungen sehen einige Marktbeobachter verhaltene Erholungstendenzen für das kommende Jahr. Laut der russischen Wirtschaftszeitung „Kommersant“ gehen führende Experten davon aus, dass sich die Ausfuhren auf 42 bis 45 Millionen Tonnen stabilisieren könnten. Damit würde sich das Exportvolumen gegenüber der laufenden Saison leicht verbessern.
Das Analyseunternehmen Sovecon bleibt jedoch vorsichtig. Es rechnet nur mit einer marginalen Steigerung auf 40,8 Millionen Tonnen, was in etwa dem erwarteten Wert für 2023/24 entspricht. Die Einschätzung beruht auf der Erwartung, dass global größere Weizenernten bevorstehen, was das Angebot auf dem Weltmarkt erhöht und den Preisdruck weiter verstärken könnte.
Einigkeit herrscht unter Fachleuten darüber, dass eine Ausweitung der Weizenproduktion in bedeutenden Exportländern die Marktchancen für Russland einschränken dürfte. Insbesondere in Staaten mit traditionell hoher Exportquote wird mit einer stärkeren Ernte gerechnet, was zu zusätzlichem Wettbewerb auf dem internationalen Getreidemarkt führen könnte.