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EU-Freihandelsabkommen: Ein zweischneidiges Schwert für die Agrarwirtschaft

Eine kürzlich veröffentlichte Studie der Gemeinsamen Forschungsstelle (GFS) der Europäischen Union hebt die Vorteile hervor, die sich aus einer Ausweitung der Freihandelsabkommen für die EU ergeben könnten. Dem Bericht zufolge könnten die EU-Exporte bis zum Jahr 2032 um bis zu 4,4 Milliarden Euro ansteigen, wobei die Agrar- und Ernährungswirtschaft besonders profitieren soll. Die Analyse, die sich auf zehn aktuelle Verhandlungen oder kurz vor dem Abschluss stehende Abkommen konzentriert, prognostiziert einen signifikanten Anstieg der Ausfuhren, insbesondere bei Milchprodukten, die um bis zu 780 Millionen Euro zulegen könnten.

Erhöhung der Importe und leichte Verbesserung der Handelsbilanz

Die Studie geht auch davon aus, dass die EU-Einfuhren durch die Abkommen einen Wertzuwachs zwischen 3,1 und 4,1 Milliarden Euro erfahren könnten. Dies würde letztendlich zu einer leichten Verbesserung der Handelsbilanz führen. Die GFS betont jedoch, dass die Ergebnisse zeigen, dass bestimmte sensible Sektoren wie die Produktion von Rind-, Schaf- und Geflügelfleisch sowie Reis und Zucker mit verstärktem Konkurrenzdruck rechnen müssen.

Schutzmaßnahmen gegen Marktstörungen

Die Forschungsstelle verweist auf Zollkontingente als essentielles Werkzeug, um mögliche Marktstörungen zu mildern und europäische Produzenten zu schützen. Die EU-Kommission unterstreicht die Bedeutung dieser Schutzmaßnahmen, um die negativen Auswirkungen auf die sensiblen Sektoren abzufedern.

Skepsis bei den EU-Ausschüssen der Bauernverbände

Die Veröffentlichung der Studie stieß bei den EU-Ausschüssen der Bauernverbände (COPA) und ländlichen Genossenschaften (COGECA) auf gemischte Reaktionen. Diese Organisationen sehen ihre Bedenken hinsichtlich der Ausweitung des Freihandels bestätigt. Aus ihrer Sicht sind die prognostizierten positiven Effekte der Abkommen begrenzt und kommen hauptsächlich den verarbeitenden Sektoren zugute, was den direkten Nutzen für Landwirte einschränkt. Besonders kritisch sehen COPA und COGECA das Abkommen mit den Mercosur-Staaten, da die Studie nahelegt, dass diese den größten Anteil an der potenziellen Wertsteigerung der Importe haben würden.

Während die Ausweitung der EU-Freihandelsabkommen potenziell positive Auswirkungen auf die Agrar- und Ernährungswirtschaft haben kann, weisen die Ergebnisse der Studie auch auf die Notwendigkeit hin, sensible Sektoren zu schützen. Die Diskussionen und Reaktionen auf die Studie verdeutlichen die Komplexität der Thematik und die Bedeutung eines ausgewogenen Ansatzes, der sowohl die Chancen als auch die Herausforderungen berücksichtigt.

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