Im bevorstehenden Wirtschaftsjahr wird die Maisernte in der Europäischen Union wahrscheinlich eines der schwächsten Ergebnisse der letzten Dekade erzielen, wie die Experten von Strategie Grains prognostizieren. Die Erntemengen werden voraussichtlich auf nicht mehr als 58 Millionen Tonnen steigen, hauptsächlich wegen geringer Erträge in Osteuropa. Besonders in den Zentralregionen sowie in Rumänien und Bulgarien hat sich die Situation der Ertragserwartungen erheblich verschlechtert.
Eine Zunahme der Maisimporte in Europa ist wahrscheinlich, bedingt durch den reduzierten Zulieferungen aus der Ukraine, was zu einer stärkeren Abhängigkeit von Einfuhren aus Brasilien und Kanada führt. Die europäische Agrarüberwachungsbehörde MARS hat ihre Produktionsprognosen für Rumänien infolge schwerwiegender Dürrebedingungen deutlich nach unten korrigiert. Ähnliche Ertragseinbußen wurden auch in anderen Ländern wie Ungarn registriert, wo die extreme Sommerhitze zu signifikanten Verlusten führte.
Die Wachstumsbedingungen für Mais in der EU waren diese Saison sehr unterschiedlich. Während manche Gebiete von guten Bedingungen profitierten, kämpften andere Regionen mit Verzögerungen und extremen Wetterverhältnissen. Die kühlen Temperaturen zu Saisonbeginn hemmten zunächst das Pflanzenwachstum. Später führten extreme Hitze und Trockenheit zu starken Ertragseinbußen. Länder wie Bulgarien und Ungarn litten ebenfalls unter der sommerlichen Hitze und Trockenheit, welche die Ernten beeinträchtigten.
Die Abhängigkeit von Bewässerungssystemen nimmt in vielen EU-Ländern zu, da sich die klimatischen Bedingungen wandeln und Dürrephasen häufiger werden. Die erwarteten Maisimporte für das Wirtschaftsjahr wurden nach unten angepasst, weil der Bedarf Spaniens zurückgegangen ist und die Verfügbarkeit in den wichtigsten Lieferländern begrenzt ist. Obwohl die Ukraine weiterhin ein Hauptlieferant für die EU bleibt, dürften die Exportmengen durch geringere Ernteerträge und Importgrenzen des EU-Schutzmechanismus sinken. Es ist jedoch möglich, dass die Vereinigten Staaten im nächsten Jahr eine größere Rolle auf dem europäischen Markt spielen werden.
Die Preisgestaltung für Mais in der EU wird weiterhin durch den Weltmarkt beeinflusst, wo zuletzt gute Ernteaussichten in den USA und hohe globale Vorräte die Preise prägten. Der Verbrauch von Mais als Viehfutter dürfte in der EU zurückgehen, beeinflusst durch kleinere Ernten und die gestiegene Verfügbarkeit alternativer Futtermittel. Die industrielle Verarbeitung von Mais bleibt jedoch stabil. Der Großteil des Futtergetreideverbrauchs wird vermutlich auf Futtermais fallen, besonders da die Weizenernte in der EU geringer ausfällt. Trotz einer voraussichtlichen Reduzierung der Erntemengen bleibt die Ukraine einer der wichtigsten Maislieferanten für die EU.