Windkraftanlagen sind ein zentraler Pfeiler der Energiewende, doch oft stehen sie still, obwohl starker Wind weht. Der Grund für diesen scheinbaren Widerspruch liegt in der Überlastung der Stromnetze und der Marktmechanik: Bei einem Überangebot an Strom können die Preise so stark fallen, dass sie sogar negativ werden.
Autofahrer bemerken häufig, dass Windräder bei starkem Wind nicht in Betrieb sind. Dies passiert, weil die Stromnetze die erzeugte Energie nicht bewältigen können. Um Netzüberlastungen und daraus resultierende Stromausfälle zu vermeiden, müssen die Anlagen heruntergefahren werden. Dieses Phänomen ist besonders paradox, angesichts des steigenden Strombedarfs und der hohen Energiepreise.
In Zeiten, in denen zu viel Strom erzeugt wird, kann es vorkommen, dass Windkraftanlagen abgeschaltet werden, um negative Strompreise zu vermeiden. Es gibt bereits etwa zwanzig Tage im Jahr, an denen der Wert des Windstroms aufgrund von Minuspreisen effektiv null ist. Diese Verluste summieren sich und die Kosten dafür werden letztlich von den Verbrauchern getragen.
In den ersten sechs Monaten des Jahres 2022 konnten über 4,8 Milliarden Kilowattstunden an erneuerbarem Strom aufgrund von Netzengpässen nicht ins Netz eingespeist werden. Dies entspricht etwa einem Prozent des jährlichen Stromverbrauchs in Deutschland. Fehlende Netzkapazitäten zwingen die Betreiber dazu, Anlagen temporär stillzulegen.
Windkraftunternehmer wie Johannes Lackmann ziehen es vor, ihre Anlagen abzuschalten, wenn die Strompreise in den negativen Bereich fallen. Die dadurch entstehenden Ausfallkosten werden auf die Stromrechnungen der Verbraucher umgelegt und erscheinen dort unter den „Netzentgelten“.
Mit dem zunehmenden Bedarf an Strom für Elektromobilität und als Ersatz für fossile Brennstoffe in der Industrie, steigen die Herausforderungen. Ein zentraler Punkt ist der notwendige Ausbau der Stromnetze, um die erzeugte Energie effizient zu den Verbrauchern transportieren zu können.