Wer zum ersten Mal die Drehtüren der Agritechnica durchschreitet, erlebt einen Moment zwischen Ehrfurcht und kindlicher Vorfreude. Links blinken Scheinwerfer eines 800-PS-Schleppers, rechts brummt ein autonomer Feldroboter – und irgendwo da hinten dreht sich ein 14-Meter-Riesenarm wie ein Jahrmarktkarussell. Willkommen auf der größten Landtechnikmesse der Welt! Mehr als 450 000 Besucher strömten 2023 nach Hannover, um die verrücktesten Maschinen der Agritechnica aus nächster Nähe zu begutachten.

Warum ist die Show so wichtig? Erstens, weil hier jedes zweite Jahr die Leistungsgrenzen der Landtechnik neu definiert werden. Zweitens, weil zwei Preisformate – der DLG Innovation Award (Gold und Silber) und der Agrifuture Concept Winner – jene Konstruktionen auszeichnen, die entweder sofort in Serie gehen oder in fünf bis zehn Jahren die Felder erobern sollen. Und drittens, weil man an keinem anderen Ort so konzentriert Smart-Farming-Trends, Landtechnik 4.0, Big-Data-Agrar und Sensorik-Wunder live erleben kann.
In diesem XXL-Beitrag stellen wir dir 2023/24 die spektakulärsten Exemplare vor: goldprämierte Mähdrescher, methangetriebene Traktoren, autonom fahrende Robo-Schwärme und Konzepte, die so futuristisch wirken, dass man eher an Science-Fiction als an Ackerbau denkt. Lehne dich zurück, sichere dein Smartphone-Datenvolumen – und staune mit uns über die verrücktesten Maschinen der Agritechnica.
Agritechnica – das Disneyland der Landtechnik
Schon vor Messebeginn 2023 sickern Gerüchte durch Blogs, Foren und Smart-Farming-Podcasts: „Hast du den 1 050-PS-Raupen-Crawler gesehen?“ – „Ich hörte, Fendt bringt einen batteriegetriebenen Unkraut-Weeder!“ Genau diese Vorfreude macht die Agritechnica zum Pflichttermin für alle, die wissen wollen, wohin Präzisionslandwirtschaft, CO₂-Reduktion, Sensorik und Autonomie steuern.
Alle zwei Jahre verwandeln sich die 24 Hallen der Deutschen Messe in Hannover in einen Freiluft-Fantasiepark für Technikfans. 2023 strömten bereits über 450 000 Besucher und mehr als 2 800 Aussteller aus 52 Ländern ins „Disneyland der Landtechnik“. Doch die kommende Agritechnica 2025 soll noch eine Schippe drauflegen – und das nicht nur in Quadratmetern.
Termin & Motto 2025
Die nächste Ausgabe läuft vom 9. bis 15. November 2025 (Preview Days 7.–8. 11.). Das DLG-Leitthema lautet: „Growing Green Productivity“. Im Klartext: mehr Nahrung mit weniger Emissionen – mithilfe von Smart Farming, Robotik, Datenplattformen und alternativen Energien. Passend dazu erhält der Themenbereich „Farm Energy“ erstmals eine eigene Halle, in der Hersteller von Biogas-, H₂- und Photovoltaiklösungen komplette Hofenergiesysteme zeigen.
Erwartete Superlative
- 3 000 + Aussteller – zahlreiche Neulinge aus der AgTech-Start-up-Szene.
- XXL Robotics Arena in Halle 13: Live-Demofläche für Schwarmbots, autonome Feldplattformen und KI-gestützte Drohnenschwärme.
- Hydrogen Valley: Ein Gemeinschaftsstand von Motorenherstellern, H₂-Infrastrukturbetreibern und Förderbanken erklärt, wie Wasserstofftraktoren in Serie gehen können.
Awards 2025
Natürlich bleiben die Publikumsmagnete erhalten: der Innovation Award (Gold/Silber) und der Agrifuture Concept Winner. Die DLG kündigte bereits an, die Jury um Fachleute für CO₂-Footprinting und Cybersecurity zu erweitern – schließlich müssen autonome Maschinen nicht nur sparsam, sondern auch hack-sicher sein.
Rahmenprogramm
- Top Tier Talks: Panel-Reihen mit Influencern, Forschern und Praktikern.
- Career Mile 4.0: Recruiting-Area für Mechatronikerinnen, Datenanalysten und Drohnenpiloten.
- After-Show „GreenTech Night“: Vernetzung zwischen Landtechnik, FoodTech und Energie-Start-ups bei Live-Musik – man munkelt, ein 700-PS-Traktor diene als DJ-Pult.
Kurzum: Wer 2023 schon beeindruckt war, sollte sich November 2025 dick im Kalender anstreichen. Die Agritechnica bleibt nicht stehen – sie wächst, elektrifiziert und digitalisiert sich weiter. Landwirtschaft zum Anfassen? Mehr denn je, nur eben noch smarter, nachhaltiger und spektakulärer.
Was macht eine Agritechnica-Maschine „verrückt“?
- Dimension – Wenn ein Mähdrescher höher ist als ein Zweifamilienhaus oder eine Feldplattform 14 Meter breit über den Boden schwebt, ist das verrückt genug.
- Antrieb – Batterie, Flüssig-Methan, Hybrid-Range-Extender … Hauptsache anders.
- Autonomie & KI – Fährt allein, denkt mit, funkt Daten in die Cloud und bestellt zur Not selbst den Service-Engineer.
- Umweltfaktor – Spart Diesel, Dünger, Pestizide oder Bodenverdichtung. Verrücktheit hat heute immer auch eine nachhaltige Komponente.
- Wow-Effekt – Nicht messbar, aber spürbar: Wenn Menschen stehen bleiben, Kameras zücken und die Kinnlade fällt, hat die Maschine den Test bestanden.
Goldmedaillen-Star: New Holland CR Twin Rotor – doppelt dreschen, halb so verlustreich
Es gibt Maschinen, die flüstern „Innovation“, und es gibt Maschinen, die es in Großbuchstaben brüllen. Der New Holland CR Twin Rotor gehört eindeutig zur zweiten Kategorie – weshalb ihm die DLG-Jury 2023 die einzige Goldmedaille umhängte. Das Geheimnis? Zwei gewaltige, axial angeordnete Rotortrommeln, die parallel arbeiten und damit das Dreschprinzip buchstäblich verdoppeln.
Wie funktioniert das Doppel-Dreschwerk?
Statt eines einzelnen Rotors laufen zwei gegenläufige Trommeln im Bauch der Maschine. Das Kornstrombett ist breiter, die Gutdecke dünner, der Durchsatz höher. Sensoren tasten permanent Korndichte, Spreuverlust und Feuchte ab. Ein Algorithmus regelt Korbabstand, Trommeldrehzahl und Gebläsestrom in Echtzeit – Machine-Learning in Landtechnik 4.0.
Feature | Vorteil |
---|---|
Twin-Rotor-System | +25 % Durchsatz, weniger Kornbruch |
IntelliSense-Kalibrierung | kontinuierliche Selbstjustierung |
Dieseleinsparung | bis zu 20 % dank optimaler Last |
Cloud-Connect | Live-Ertragskarten & Ferndiagnose |
Warum ist das verrückt – im guten Sinn?
- Leiser Kraftprotz: Trotz 20 Tonnen Leergewicht dreht der CR Twin Rotor mit niedrigeren Motortouren, weil das Doppel-Dreschwerk Lastspitzen glättet. Effizienz trifft Flüster-Power.
- Zero-Stress-Fahrerlebnis: Wer bisher Knöpfe, Hebel und Anzeigen jonglierte, kann jetzt tatsächlich Podcast hören. Die Maschine trimmt sich selbst auf Best-Performance.
- Big-Data-Booster: Geschlagenes Getreide landet nicht nur im Korntank, sondern auch als Datensatz in der Cloud. Betriebe vergleichen Parzellen in Echtzeit, Lohnunternehmer optimieren Flotten.
Was sagt die Praxis?
In ersten Feldtests drosch der CR Twin Rotor pro Stunde über 130 Tonnen Weizen – bei spürbar geringerer Verlustrate. Lohnunternehmer schwärmen vom ruhigen Gutfluss, Betriebsleiter von der Dieselrechnung, die plötzlich kleiner ausfällt.
Kurzum: Der blau-gelbe Gigant zeigt, dass „verrückt“ nicht wahnsinnig, sondern wegweisend bedeuten kann. Zwei Rotoren, ein Ziel: mehr Ertrag, weniger Verlust, smartere Daten. Darum steht der New Holland CR Twin Rotor als Goldmedaillen-Star im Scheinwerferlicht – und alle anderen Mähdrescher schauen staunend zu.
Landtechnik 4.0? Auf jeden Fall. Verrückt? Definitiv.
Silber-Show: Fünf abgefahrene Preisträger im Kurzporträt
Die Goldmedaille ist vergeben, doch im Silber-Regal der Agritechnica 2023 funkeln echte Kuriositäten. Fünf Maschinen sprengen Gewohnheiten, sparen Ressourcen – und zeigen, dass Smart Farming nicht nur Daten, sondern auch handfeste Hardware braucht.
Steyr Hybrid CVT – Diesel & Watt im Doppelpack
Steyr verheiratet einen 4-Zylinder-Diesel mit einem modularen E-Power-Pack. Beim Bremsen oder Bergabfahren rekuperiert der Traktor Strom, den er beim nächsten Sprint als Boost einsetzt. Die stufenlose CVT-Automatik hält den Motor im Sweet Spot, der Elektroteil füllt Drehmomentlöcher. Ergebnis: acht Prozent Kraftstoffersparnis, flüsterleises Rangieren im Stall und ein Fahrgefühl, das eher an E-PKW als an Ackerboliden erinnert.
Fendt Automatic Conditioner Adjustment – Heuwender denkt mit
Beim Mähen von Grünfutter stellt das System Walzenspalt und Aufbereitungsintensität vollautomatisch nach Pflanzenart, Feuchte und Fahrgeschwindigkeit ein. Sensoren analysieren Stängelbruch in Echtzeit und vermeiden Nährstoffverluste. Der Fahrer spart 30 % Einstellarbeit, das Futter trocknet homogener
Amazone SmartSprayer – Herbizid nur da, wo Unkraut wächst
Zwölf HD-Kameras scannen Reihenpflanzen mit 40 km/h. Die Software erkennt Unkräuter, schaltet Düsen einzeln im Millisekundentakt, lässt Zwischenräume trocken. So landen bis zu 70 % weniger Wirkstoff auf dem Acker, Boden und Grundwasser werden geschont, und der Landwirt zahlt nur, was wirklich nötig ist. Gepaart mit GPS-Lenksystem heißt das: ein Arbeitsgang, ein Datensatz, ein sauberer Acker.
Krone Grinding Device – Messerschleifsystem ohne Nachstellen
Im Häcksler BiG X übernimmt ein laserreferenziertes Schleifmodul das Nachrücken der Abziehsteine. Die Standzeit steigt von 400 auf 2 200 Schärfzyklen, die Schnittqualität bleibt konstant, und der Kraftstoffverbrauch sinkt, weil stumpfe Messer gar nicht erst entstehen
Zunhammer ECO-Duo Vario – Gülle punktgenau statt Pi-mal-Daumen
Ein NIR-Sensor misst N-, P- und K-Gehalte direkt im Strömungsrohr; zwei elektrisch geregelte Teilbreitenventile splitten die Ausbringmenge links/rechts unabhängig voneinander. Auf sandigen Kuppen fließt so mehr Stickstoff, im schweren Löß weniger. Ergebnis: düngerechtskonforme Dokumentation und bis zu 15 % Düngereinsparung
Fünfmal Silber, fünfmal Zukunftstauglichkeit. Ob Hybrid-Schlepper, KI-Dresche, Punktspritze, Laser-Häcksler oder NIR-Sensor – jede dieser Maschinen beweist, dass Landtechnik 4.0 nicht nur glänzt, sondern auch rechnet.
XXL & Heavy Metal – die größten Maschinen der Agritechnica
Wenn in Hannover die Hallentore aufschwingen, werden Smartphone-Kameras sofort auf Weitwinkel gestellt: Hier parken Kolosse, die Dimension und Daten neu definieren. Drei XXL-Highlights zeigen, wie radikal Landtechnik 4.0 inzwischen auf Masse, Power und Präzision setzt.
NEXAT – das U-Boot für Ackerbau mit 14-Meter-Spannweite
Stell dir eine riesige, U-förmige Brücke auf vier endlos lenkbaren Raupen vor. Im Mittelteil docken Module an: Saatbett-Kombi am Morgen, Mähdrescher am Nachmittag, Strip-Till-Fräse am Abend. 1 050 PS Dieselelektrik treiben je zwei Elektromotoren pro Raupe; Energie wird via Rekuperation beim Wenden zurückgewonnen. Die Kabine rotiert samt Vorderrahmen um 90 Grad – so fährt der Pilot immer nach vorn, auch wenn das Chassis quer über den Acker gleitet. Zwei feste Spuren bedeuten Controlled-Traffic-Farming pur: bis zu 80 % weniger Bodenverdichtung und 15 % Dieselersparnis. GPS-RTK und Lidar halten das 14-Meter-Ungetüm auf ± 2 cm Spurtreue. Verrückt? Sicher. Aber in Großbetrieben könnte ein einziger NEXAT fünf herkömmliche Maschinen ersetzen.
Ropa Tiger 6 XL – Zuckerrüben-Godzilla mit Hirn
Der Tiger trägt seinen Namen zu Recht: acht Räder, 43 t Leergewicht, 768 PS aus einem 16-Liter-MAN-Motor. Das patentierte Rodaggregat schneidet fünf Meter breit, während hydropneumatische Walzen die Rüben schonend anheben. Im 50-m³-Bunker verschwinden bis zu 30 Tonnen Erntegut, das eine höhenverstellbare Überladeschnecke auf 4,70 m abkippt – selbst in Bewegung dank automatischer Spurführung. Kamera- und Lasersysteme überwachen Roddruck, Korntankfüllstand und Bodenvibrationen; alle Daten fließen live in die Farm-Cloud. So massig er wirkt, so smart ist sein Auftritt: Bis zu 12 % weniger Erdanteil, 10 % kürzere Umladezeiten.
Crop-Zone Dual.Volt.24 M – 24 Meter Elektro-Schocker
Carbonträger, Generator plus 150-kWh-Batterie: Die Dual.Volt spannt 15 000-Volt-Kontakthauben über eine 24-Meter-Gestängeflügel. Sensoren erfassen Leitfähigkeit, Pflanzenhöhe und Fahrgeschwindigkeit im Sekundentakt. Darauf basierend pulst der Strom nur, wo Unkraut steht; Kulturpflanzen bleiben verschont. Das spart laut Hersteller 100 % Herbizid, 40 % Arbeitszeit und bis zu 30 l Diesel je Hektar (nur eine Überfahrt). Ein Thermo-Kamerasystem prüft unmittelbar, ob Zellgewebe kollabiert – Qualitätskontrolle in Echtzeit.
Drei Extreme, drei Strategien – doch alle zeigen: Heavy Metal wird intelligenter, nachhaltiger und zugleich spektakulärer. Größer-als-groß ist längst Teil des Smart-Farming-Plans.
Autonome & Robotik-Wunder – wenn Maschinen ganz allein denken
Man stelle sich einen Acker vor, der im Morgengrauen von lautlosen Robotern, surrenden Drohnen und batteriebetriebenen Unkraut-Zupfern beackert wird, während der Landwirt vom Frühstückstisch aus nur gelegentlich den Tablet-Bildschirm streichelt. Genau dieses Bild zeichnen die Autonomie-Highlights der Agritechnica. Sie kombinieren GPS-RTK, hochauflösende Sensorik und Machine-Learning-Algorithmen, um Feldarbeit selbstständig, präzise und rund um die Uhr zu erledigen.
3A – Advanced Automation & Autonomy (CLAAS / AgXeed / Amazone)
Der herstellerübergreifende Autonomie-Verbund erhielt eine Silber-Medaille. Kern ist ein offener Standard, mit dem autonome Zugmaschinen (z. B. AgXeed AgBot) und intelligente Anbaugeräte sich selbst finden, ankuppeln und gemeinsam Arbeitsaufträge abarbeiten. Ein Cloud-Planner erstellt Routen, ein ISOBUS-Gateway sichert Plug-and-Play. Ziel: echte Marken-übergreifende Schwarmarbeit ohne proprietäre Schranken. AgXeed
Fendt E-Vario Weeder
Als Agrifuture Concept Winner ausgezeichnet, nutzt der elektrische Unkrautjäger KI-Kameras zur Pflanzenerkennung und angetriebene Rotorwerkzeuge. Energie liefern Schnellwechsel-Batterien; dank Modulbauweise kann der Weeder an jeden E-Traktor oder autonome Plattformen andocken. Ergebnis: Null Herbizid, volle Flexibilität. Fendt
AgXeed AgBot 5.115 T2
Die 155-PS-Raupenplattform fuhr live über den Demoparcours. GPS-RTK steuert ± 2 cm genau, Radar und Lidar sichern Hinderniserkennung, und ein 3-Zoll-ISOBUS-Panel übernimmt Anbaugeräte-Logik. Serienfertigung läuft bereits; Mietmodelle starten ab 2025. Zielgruppe sind Betriebe, die nächtliche Bodenbearbeitung oder punktuelles Hacken outsourced. AgXeed
Ob offene 3A-Schnittstelle, batteriegetriebener Weeder oder vollautonomer AgBot – die Messe zeigte klar: Roboter sind nicht mehr Studienobjekte, sondern Teil der Bestelltechnik von morgen.
Alternative Antriebe – Methan, Batterie, Hybrid: grüner Wahnsinn oder echte Zukunft?
Diesel dominiert noch, aber CO₂-Grenzwerte, Klimadebatte und steigende Spritpreise treiben die Branche zur Antriebs-Evolution. Methan-Power, Batterie-Traktor, Hybrid-Antrieb – drei Konzepte, drei Wege, den schwarzen Kraftstoff-König vom Thron zu stoßen.
New Holland T7 Methane LNG – Gülle wird zum Treibstoff
New Holland packt einen 300-PS-Gasmotor ins T7-Chassis und füttert ihn nicht mit Erdgas, sondern mit verflüssigtem Bio-Methan. Der 400-Liter-Kryo-Tank (-162 °C) reicht für zehn Stunden Volllast. Wer eine Biogasanlage hat, erzeugt den Kraftstoff aus eigener Rindergülle: Kreislauf pur, 98 % CO₂-neutral, 80 % weniger Feinstaub. Die kühle Silbereis-Optik des Tanks zieht Messebesucher magisch an – und bringt Betriebsleiter ins Grübeln: „Warum sollte ich Diesel kaufen, wenn meine Kühe ihn gratis produzieren?“
Steyr H2-Range-Extender – Brennstoffzelle trifft E-Achse
Steyr geht den Wasserstoff-Weg: Eine 80-kW-Brennstoffzelle erzeugt Strom, speist einen 200-kWh-Zwischenspeicher, treibt vier Radnabenmotoren an. Vorteil: konstante Leistungsabgabe, schnelles Tanken in fünf Minuten, Reichweite wie Diesel. Wenn grüner Wasserstoff endlich preiswert fließt, könnte diese Lösung schwere Zugarbeiten CO₂-frei stemmen. Bis dahin tourt der Konzept-Schlepper als Publikumsmagnet und Diskussionsstarter über Messen.
Alle Alternativen zeigen, dass „grün“ keineswegs Leistungsverzicht bedeutet. Ob Bio-Methan aus Gülle, Strom aus Solar oder Wasserstoff aus Wind – der Traktor-Motorraum wird zur Spielwiese der Energiewende. Grüner Wahnsinn? Vielleicht. Aber wer heute testet, fährt morgen günstiger – und klimafreundlicher.
Visionäre Konzepte – Agrifuture Concept Winner 2023
Konzept & Hersteller | Idee | Verrücktheit / Nutzen |
---|---|---|
NEXAT Multi-Crop | Alle Arbeitsgänge (Säen, Spritzen, Ernten) in einem System | Spart 80 % Maschinenflotte, Controlled-Traffic pur |
Dual.Volt.24 M | 24-m-Gestänge, Elektro-Kontakt-Herbizid | Chemiefreie Pflanzenpflege, 0 % Drift |
ISO Farm Research | Offene Datenschnittstelle für alle Marken | Big-Data-Agrar, Benchmarks zwischen Betrieben |
Hybrid-Fieldrobot | Roboter plus Drohnen-Docking | Boden + Luft in einem Workflow |
Electric Weed Zapper | 15 000-V-Kontakthaube vernichtet Disteln | Ersatz für Glyphosat im Ackergras |
Die Jury wählte diese fünf aus 74 Einreichungen. Keine davon wird 2025 serienreif, doch jede zeigt die Marschrichtung: Nachhaltig, autonom, datengetrieben.
Messe-Momente, Social-Buzz & YouTube-Hits
Kein anderer Hashtag brummte im November so sehr wie #Agritechnica2023. TikToks von „Stadtmädchen trifft 800 PS Traktor“ sammelten Millionen Klicks, YouTuber „Agro Vlogger“ fuhr auf einem Hoverboard unter dem NEXAT hindurch und taufte ihn „Acker-U-Boot“.
Messe-Schnappschüsse zeigen Messegäste, die vor dem Tiger 6 XL wie Zinnsoldaten wirken oder nach der VR-Brille greifen, um den Steyr Hybrid virtuell zu steuern. Marketing? Klar. Aber auch Motivation, Landwirtschaft als Hightech-Branche wahrzunehmen.
Zukunftsausblick 2027 – was sehen wir hinter dem Hallentor?
- KI-Kabine – Sprachassistenz weist per Augmented-Reality-Brille auf verstopfte Siebe hin.
- Swarm-Farming – 30 Bots bearbeiten einen 300-ha-Betrieb in einer Nacht, während der Strompreis niedrig ist.
- Modulare E-Plattform – Batterie-Rücken, Achs-Module, Anbau-Pods für Reihenkulturen. Standardisiert, leasingfähig, update-bar wie ein Smartphone.
- Boden-Health-Sensor – Dauerhafter piezoelektrischer Stick im Unterboden misst Verdichtung, pH, Wasser.
- Predictive Maintenance – Deine Maschine ruft den Servicetechniker, bevor du klappernde Lager hörst.
Kurz: Die „verrückten“ Maschinen von heute sind die Standardausstattung von morgen. Und die nächste Generation von Landwirtinnen und Landwirten wird sich fragen, wie wir jemals ohne KI-Helfer dreschen konnten.
FAQs – Häufig gestellte Fragen
Welche Maschine holte 2023 die Goldmedaille der Agritechnica?
Den Goldrang gewann der New Holland CR Twin Rotor Mähdrescher.
Was ist der Unterschied zwischen Innovation Award und Agrifuture Concept Winner?
Der Innovation Award prämiert serienreife Technik (Gold/Silber). Der Concept Winner zeichnet visionäre Prototypen aus, die erst mittelfristig den Markt erreichen.
Sind autonome Feldroboter schon zugelassen?
In Deutschland läuft die Zulassung über die Bundesanstalt für Arbeitsschutz. Erste Systeme fahren mit Ausnahmegenehmigung oder innerhalb betrieblicher Zäune.
Kann ich jetzt schon einen Methan-Traktor kaufen?
Ja, New Holland bietet Serienmodelle, allerdings erfordert die Betankung LNG-Infrastruktur.
Wie viel kostet der NEXAT?
Preis auf Anfrage – aber die Gerüchteküche spricht von deutlich über einer Million Euro inklusive Modulpakete.
Fazit: Verrücktheit als Treibstoff für die Landwirtschaft
Ob doppelrotorige Mähdrescher, batteriebetriebene Weeder oder 14-Meter-Plattform-Ungetüme – die verrücktesten Maschinen der Agritechnica zeigen, dass Landwirtschaft längst Hightech-Labor ist. Verrückt heißt hier nicht over-engineered, sondern pionierhaft, denn die Branche steht vor gigantischen Herausforderungen: mehr Lebensmittel für mehr Menschen, dabei Nachhaltigkeit, CO₂-Reduktion und Bodenschutz im Blick.
Wer morgen wettbewerbsfähig sein will, testet heute die Ideen von übermorgen. Deshalb schadet es nicht, beim nächsten Agritechnica-Rundgang ein bisschen länger vor dem XXL-Mähdrescher oder dem Roboter-Schwarm stehen zu bleiben. Staunen erlaubt – nachdenken erwünscht.
Quellen
- Offizielle Liste der Innovation-Award-Gewinner
- DLG Agrifuture Concept Winner 2023
- NEXAT Plattform – Hintergrundbericht & Datenblätter