Nach einem weiteren Urteil mit milliardenschweren Forderungen gegen Bayer wegen des Unkrautvernichters Glyphosat erlebte der Konzern erneut erhebliche Einbußen an der Börse. Am Montagmorgen startete die Aktie mit einem Kurs von 22,50 Euro in den Handel, ein Rückgang von sieben Prozent gegenüber dem vorherigen Freitag. Investoren sind besorgt über die zunehmenden rechtlichen Risiken, denen sich der Konzern gegenübersieht. Zudem wurden neue Klagen gegen das Unternehmen eingereicht.
Am vergangenen Wochenende verurteilte eine Jury in Georgia, USA, Bayer zur Zahlung von etwa 2,1 Milliarden US-Dollar (rund 1,9 Milliarden Euro) Schadenersatz an einen Kläger, der behauptet, durch Glyphosat an Krebs erkrankt zu sein. Diese Summe gehört zu den höchsten, die in der bisherigen Prozessgeschichte zu Glyphosat verhängt wurden. Bayer plant, gegen das Urteil Berufung einzulegen und sieht gute Chancen, die geforderte Summe deutlich zu reduzieren. Dennoch steigt der Druck auf das Unternehmen, eine Lösung für die umfangreichen rechtlichen Herausforderungen zu finden, die mit Glyphosat verbunden sind.
Die finanziellen Risiken haben sich durch Glyphosat für Bayer weiter erhöht. Vor zwei Jahren waren noch 55.000 Klagen offen, die nicht durch außergerichtliche Vergleiche beigelegt waren. Mittlerweile ist diese Zahl auf 67.000 gestiegen.
Bayer setzt nun verschiedene Strategien ein, die jedoch langwierig und riskant sind und möglicherweise in einem weiteren milliardenschweren Vergleich münden könnten. Hier sind vier wichtige Punkte, die die aktuelle Situation rund um Bayers Glyphosat-Problematik und die Strategien zur Bewältigung darlegen:
Bedeutung des neuen Urteils: Im jüngsten Gerichtsverfahren in Georgia stützte sich die Jury auf die Argumente der Klägeranwälte, die Glyphosat als krebserregend betrachten und der Bayer-Tochter Monsanto vorwerfen, die Risiken nicht angemessen kommuniziert zu haben. Von der Gesamtsumme des Urteils sind nur 65 Millionen Dollar als Schadenersatz für den Kläger vorgesehen, während zwei Milliarden Dollar als Strafzuschläge festgesetzt wurden.
Risikomanagement: Die Anzahl der Glyphosat-Klagen in den USA ist steigend, und Gerichtsurteile wie das aktuelle treiben diese Entwicklung weiter voran. Bayer hat bereits 11 Milliarden Dollar für außergerichtliche Einigungen bereitgestellt, doch das erste Vergleichsangebot zieht nicht wie erhofft. CEO Bill Anderson hat zugesagt, dieses Risiko bis Ende 2026 deutlich zu reduzieren.
Rechtliche und politische Strategien: Bayer strebt an, die Grundlage für weitere Klagen durch rechtliche und politische Schritte zu entkräften. Dazu gehört ein erneuter Gang vor den Supreme Court, um zu erreichen, dass die Regulierungen der US-Umweltbehörde EPA landesweit bindend werden. Parallel wirbt Bayer für Gesetzesänderungen in verschiedenen US-Bundesstaaten.
Notfallpläne: Angesichts der anhaltenden Klagewelle schließt Bayer nicht aus, dass die Tochtergesellschaft Monsanto in den USA in ein Insolvenzverfahren nach Chapter 11 gehen könnte. Dies wäre ein drastischer Schritt, um die finanziellen Lasten zu managen und könnte die Kläger zu einem abschließenden Vergleich bewegen.