Der südamerikanische Traktormarkt, allen voran Brasilien, nimmt in den Geschäftsberichten führender Landtechnikhersteller eine immer zentralere Rolle ein. Im Gegensatz zu den weitgehend gesättigten Märkten Nordamerikas und Europas zeigt die Region weiterhin ein stabiles Wachstum. Vor allem Brasilien hebt sich mit seiner dynamischen Nachfrage deutlich hervor.
Neben Brasilien gewinnen auch Länder wie Argentinien und Uruguay zunehmend an Bedeutung. Die gesamte Mercosur-Region verzeichnet steigende Erträge in der Landwirtschaft und sorgt damit für konstante Auslastung der Produktionskapazitäten der Hersteller.
Im Jahr 2021 erreichte der brasilianische Markt ein Volumen von rund 45.000 verkauften Traktoren. Im Vergleich dazu wurden in Europa im gesamten Jahr 2022 etwa 215.000 Einheiten abgesetzt. Prognosen gehen davon aus, dass der brasilianische Markt mit einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate von 4,75 Prozent weiter zulegen wird. Sollte sich diese Entwicklung fortsetzen, könnten im Jahr 2028 rund 62.000 Traktoren in Brasilien verkauft werden.
Diese Aussichten ziehen nicht nur westliche Hersteller an. Neben bekannten Namen wie AGCO, John Deere und CNH sind auch Mahindra aus Indien und Kubota aus Japan unter den führenden Marken des Landes vertreten.
Die landwirtschaftlich genutzte Fläche Brasiliens liegt bei etwa 92 Millionen Hektar. Zum Vergleich: Irland bewirtschaftet rund 5 Millionen Hektar – was dort 69 Prozent der gesamten Landesfläche entspricht. In Brasilien hingegen machen die genutzten Flächen lediglich 29 Prozent des Territoriums aus, dennoch zählt das Land zu den weltweit größten Getreideexporteuren.
Die Ausweitung der Anbauflächen ist in Brasilien ein sensibles Thema, da dies häufig mit der Abholzung von Regenwald einhergeht. Trotz Bemühungen der Regierung, die Abholzung einzudämmen, verfolgen einige Bundesstaaten, wie beispielsweise Acre, andere Ziele. Dort wurde ein Gesetz verabschiedet, das den Schutzstatus von Waldflächen schwächt und Strafen für illegale Rodungen senkt.
Die Regierung setzt stattdessen verstärkt auf eine Intensivierung der bestehenden landwirtschaftlichen Flächen. Dieses Konzept macht den brasilianischen Markt für Hersteller moderner Technik besonders attraktiv. Unternehmen, die Maschinen zur Ertragssteigerung anbieten, sehen darin eine Möglichkeit für weiteres Wachstum.
Mechanisierung spielt in Brasilien seit Langem eine Rolle. Dennoch gibt es Potenzial für technische Weiterentwicklungen. Die Regierung hat hierfür kürzlich 90 Milliarden US-Dollar bereitgestellt – ein Teil davon soll in die Modernisierung des Maschinenparks fließen, insbesondere in Technologien wie GPS und autonome Steuerungssysteme. Details zur Umsetzung stehen bislang noch aus.
Brasilien zählt rund fünf Millionen landwirtschaftliche Betriebe. Diese Zahl ist seit Jahren relativ stabil, ebenso wie die Verteilung der Betriebsgrößen. Für Hersteller bedeutet das, dass sie Traktoren in allen Leistungsklassen anbieten müssen.
Bereits 1960 erkannte Valmet – heute Valtra und Teil von AGCO – das Potenzial Brasiliens und eröffnete ein Werk im Land. Das erste Modell mit einem 40 PS MAN-Dieselmotor verließ noch im selben Jahr eine umgebaute Textilfabrik. Auch heute noch betreibt AGCO dieses Werk und verfolgt weiterhin ehrgeizige Wachstumsziele – insbesondere mit der Marke Fendt.
Ein weiteres Beispiel ist John Deere. Das Unternehmen betrat 1976 mit einem Joint Venture zur Mähdrescherproduktion den brasilianischen Markt. Erst 2008 wurde eine eigene Traktorenfabrik in Montenegro eröffnet, die Traktoren von 55 bis 400 PS herstellt. Diese Produktionsstätte wurde 2021 erweitert.
In jüngster Zeit hat John Deere zudem ein Entwicklungszentrum für tropische Märkte gegründet. Dieses soll neue Techniklösungen speziell für warme Klimazonen entwickeln – nicht nur für Brasilien, sondern auch für weitere tropische Regionen weltweit.
New Holland, heute ebenfalls Teil von CNH, startete 1976 mit der Produktion von Mähdreschern im Werk Curitiba und begann in den 1980er Jahren mit der Traktorenproduktion. Das Werk beschäftigt heute über 2.000 Mitarbeiter und kann täglich bis zu 100 Traktoren fertigen. Insgesamt sind in Brasilien mehr als 4.000 Mitarbeiter für New Holland tätig – deutlich mehr als im Werk im britischen Basildon.

Mahindra investiert ebenfalls in Brasilien. Der indische Hersteller errichtet derzeit ein Werk im Bundesstaat Rio Grande do Sul. Die moderne Anlage mit einer Fläche von 93.000 Quadratmetern soll 2025 in Betrieb gehen. Mahindra setzt dabei auf ein wettbewerbsfähiges Preis-Leistungs-Verhältnis und ein breit aufgestelltes Vertriebsnetz, das sich an die unterschiedlichen landwirtschaftlichen Bedingungen des Landes anpasst.
Kubota ist ebenfalls in Brasilien aktiv, allerdings bislang ohne eigene Produktion. Der Vertrieb erfolgt über den Importeur TMI.
Brasilien bleibt für alle Hersteller ein Markt mit großem Potenzial. Auch wenn der Blick häufig auf Europa gerichtet scheint, sind es die großen Wachstumsregionen wie Südamerika, die langfristig die Richtung für Absatz und Innovation vorgeben. Die Entwicklung in Brasilien wird daher auch künftig eng von der globalen Landtechnikindustrie verfolgt werden.