Die Getreideernte dieses Jahres ist in Deutschland abgeschlossen und hat viele Ackerbauern enttäuscht zurückgelassen. Laut dem offiziellen Erntebericht des Bundeslandwirtschaftsministeriums (BMEL) wurden insgesamt etwa 34,5 Millionen Tonnen Getreide geerntet. Dies bedeutet einen Rückgang um 9% im Vergleich zum Vorjahr. Besonders stark betroffen war der Winterweizen mit einem Ernteergebnis von nur 18 Millionen Tonnen, was einen Rückgang von fast 15% darstellt. Der durchschnittliche Ertrag pro Hektar lag bei 7,2 Tonnen, rund 3,4% weniger als im Vorjahr, wobei die regionalen Unterschiede beträchtlich waren.
Auch in Frankreich, einem weiteren wichtigen Getreideproduzenten Europas, waren die Ernteergebnisse dieses Jahr extrem niedrig, mit dem schlechtesten Ergebnis seit vier Jahrzehnten. Die Qualität des geernteten Getreides stellt zusätzlich ein Problem dar: Während es an Futtergetreide keinen Mangel gibt, wurde wesentlich weniger Brotweizen guter Qualität geerntet. In der gesamten EU wird die Weizenernte auf etwa 116 Millionen Tonnen geschätzt, was über 8% weniger als im Vorjahr ist, bedingt durch die extremen Wetterbedingungen – hohe Temperaturen im Süden und starke Niederschläge im Norden.
Trotz der geringeren Erntemengen blieben die erwarteten Preisanstiege aus. An der Pariser Börse sanken die Weizenpreise im August zeitweise unter 190 Euro pro Tonne und schwankten zuletzt um die Marke von 220 Euro pro Tonne. Auch auf dem physischen Markt spiegeln sich diese Preisschwankungen wider, mit geringem Handelsvolumen aufgrund der Unsicherheit über die weitere Marktentwicklung.
Die Bauernregel „niedrige Ernten – niedrige Preise“ scheint momentan die Situation trotz des scheinbaren Widerspruchs zum Prinzip von Angebot und Nachfrage zu beschreiben. Deutschland und Frankreich sind die führenden Weizenproduzenten in der EU, und der deutsche Getreidehandel ist eng mit dem internationalen Markt verbunden, da Weizen weitgehend von Zöllen und Abgaben befreit ist.
Global betrachtet wird die Weizenproduktion für das Jahr 2024/25 höher ausfallen als im Vorjahr. Obwohl die weltweite Nachfrage nach Weizen leicht steigt, bleibt das globale Angebot hoch. Die niedrigen Erntemengen und die schlechte Qualität in der EU könnten es jedoch schwierig machen, sich auf den Exportmärkten zu behaupten und den Preisdruck aufrechtzuerhalten.
Auf dem heimischen Kassamarkt sind die Erzeuger und Abnehmer vorsichtig, insbesondere wenn es um eingelagertes Getreide geht, das nicht zu jedem Preis abgegeben wird. Regional ist das Angebot schwach, und Mühlen sowie Futtermittelhersteller konkurrieren um die knappen guten Qualitäten. Eine kurzfristige deutliche Steigerung der Erzeugerpreise scheint unwahrscheinlich, doch sollten Landwirte den Kontakt zu potenziellen Abnehmern nicht abreißen lassen und verfügbare Teilmengen von Futter- und Brotgetreide vermarkten. Gute Qualitäten sind rar und bleiben gefragt, und eventuelle Wechselkursschwankungen könnten im weiteren Verlauf noch zu Preisanstiegen führen.