Im ersten Quartal des Jahres hat sich die US-Wirtschaft unerwartet verkleinert. Nach vorläufigen Angaben des US-Handelsministeriums sank das Bruttoinlandsprodukt (BIP) auf das Jahr hochgerechnet um 0,3 Prozent. Noch vor Veröffentlichung dieser Zahlen waren viele Ökonomen von einem Wachstum in gleicher Höhe ausgegangen. Auch im Vergleich zu den vorherigen Wirtschaftsdaten fällt der Rückgang ins Gewicht: Im vierten Quartal des vergangenen Jahres konnte die US-Wirtschaft noch um 2,4 Prozent zulegen.
Die US-Statistiken zum BIP werden grundsätzlich annualisiert veröffentlicht. Dabei wird angenommen, dass sich die Entwicklung eines Quartals auf ein ganzes Jahr hochrechnen lässt. Um die Zahlen mit europäischen Werten zu vergleichen, teilt man die Rate durch vier. Auf Quartalsbasis bedeutet dies, dass die Wirtschaft um weniger als 0,1 Prozent geschrumpft ist.
Hauptgrund für den Rückgang waren deutlich gestiegene Importe, wie das Handelsministerium mitteilte. Da Importe bei der BIP-Berechnung abgezogen werden, schlugen sie in der Bilanz negativ zu Buche. Viele US-Unternehmen hatten sich vor der Einführung angekündigter Zölle mit Waren eingedeckt, um möglichen Preisanstiegen zuvorzukommen. Neben dem Anstieg bei den Importen wurden auch höhere Lagerinvestitionen registriert.
Laut den Daten stiegen die Einfuhren um beeindruckende 41 Prozent, während die Ausfuhren lediglich um 1,8 Prozent zunahmen. Auf der anderen Seite zeigten sich die Konsumausgaben robust, da die US-Verbraucher ihre Ausgaben erhöhten, was wiederum eine stützende Wirkung auf die Konjunktur hatte.
Die aktuellen Zahlen lassen noch keine klaren Rückschlüsse auf die Effekte der am sogenannten „Tag der Befreiung“ eingeführten und teilweise wieder aufgehobenen Zölle zu. Sie zeigen allerdings die Folgen der bereits zuvor geltenden Handelsmaßnahmen sowie die Unsicherheit rund um die US-Handelspolitik. Experten wiesen bereits im Vorfeld darauf hin, dass sich Verzerrungen in den Daten ergeben könnten, was deren Aussagekraft einschränkt.
Auch die Finanzmärkte reagierten prompt. Die drei wichtigsten US-Indizes eröffneten schwächer: Der Dow Jones verlor etwa ein Prozent, der S&P 500 sank um rund 1,5 Prozent und der technologielastige Nasdaq büßte über 2,1 Prozent ein. Der DAX gab daraufhin seine Tagesgewinne ab und rutschte ins Minus.
Untersuchungen von ADP, einem führenden Personaldienstleister, werfen ebenfalls ein Licht auf die wirtschaftliche Lage. Demnach stellten US-Unternehmen im April weniger neue Mitarbeiter ein als prognostiziert. Die Zahl der neuen Arbeitsplätze im privaten Sektor stieg lediglich um 62.000, während rund doppelt so viele erwartet worden waren. Gleichzeitig stagnierten die Löhne für Beschäftigte, die in ihrem bisherigen Job blieben, während Jobwechsler leichte Einkommenszuwächse verbuchen konnten.
Die Zahlen zum Arbeitsmarkt werden oft als Indikator für den offiziellen Arbeitsmarktbericht angesehen, der vom Bureau of Labor Statistics veröffentlicht wird. Trotz weiterhin steigender Beschäftigung und stabiler Konsumausgaben zeigt der BIP-Bericht, dass das Risiko eines wirtschaftlichen Abschwungs noch nicht gebannt ist.
Ein weiteres wichtiges Signal kommt von der Inflation. Das bevorzugte Inflationsmaß der US-Notenbank, der PCE-Index, stieg im März um 2,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat, nachdem es im Februar noch bei 2,7 Prozent gelegen hatte. Der sogenannte Kernindex ohne Lebensmittel– und Energiepreise wuchs ebenfalls langsamer, mit einem Plus von 2,6 Prozent auf Jahressicht. Für das gesamte Quartal ergab sich jedoch ein Anstieg von 3,6 Prozent, beim Kernindex waren es 3,5 Prozent. Diese Zahlen könnten für die anstehende geldpolitische Sitzung der Federal Reserve von Bedeutung sein, da sie sowohl Argumente für Zinssenkungen als auch für eine abwartende Haltung liefern.
US-Präsident Donald Trump äußerte sich zu den Wirtschaftsdaten über seine Plattform Truth Social. Dort machte er seinen Amtsvorgänger Joe Biden für die schlechten Zahlen verantwortlich. Er betonte, dass die Zölle bald Wirkung zeigen und die Unternehmen in großer Zahl in die USA zurückkehren würden.
Abschließend lässt sich feststellen, dass die Marktteilnehmer ihre Erwartungen an das Wirtschaftswachstum anpassen müssen. Analysten warnen vor einer spürbaren Abkühlung der Wachstumsdynamik im Vergleich zu den Prognosen zu Jahresbeginn. Aus Marktsicht könnte sich dies auch negativ auf die Risikobereitschaft der Investoren auswirken.