Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir setzt sich für finanzielle Unterstützung aus EU-Mitteln für deutsche Landwirte ein, die durch späte Fröste im Frühjahr erhebliche Schäden erlitten. Vor dem heutigen Treffen des EU-Agrarministerrates in Brüssel unterstrich Özdemir die Notwendigkeit, auch deutschen Obst- und Weinbauern Soforthilfen zu gewähren.
Die Europäische Kommission hatte kürzlich Krisenhilfen von 62 Millionen Euro für Österreich, Tschechien und Polen aus der Agrarreserve zugesagt, was in Deutschland auf Widerspruch stieß. Das Bundesministerium stimmte im zuständigen EU-Ausschuss gegen diese Maßnahmen, da auch deutsche Betriebe vergleichbare Extremwetterschäden zu verzeichnen haben.
Özdemir appellierte an die EU-Kommission, die bestehende Ungleichbehandlung zu korrigieren und die Hilfen auf deutsche Landwirte auszuweiten. Laut Bundesregierung belaufen sich die Frostschäden in Deutschland auf schätzungsweise 210 bis 254 Millionen Euro. Die Spätfröste haben insbesondere in Ost- und Süddeutschland zu signifikanten Einbußen im Obst- und Weinbau geführt.
Der Minister wies darauf hin, dass die Frostereignisse länderübergreifend seien und eine gemeinsame Betroffenheit von Deutschland, Polen, Österreich und Tschechien bestünde. In den letzten beiden Agrarräten im Mai und Juni hatte Deutschland bereits auf die teils gravierenden Schäden hingewiesen.
Regionale Untersuchungen zeigen flächendeckende Schäden im Wein- und Obstanbau, vor allem in Sachsen, sowie differenzierte Schäden in anderen Bundesländern wie Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Bayern. Die Ertragsausfälle variieren je nach Region und Kultursorte zwischen 20 und 100 Prozent, mit besonders hohen Schäden bei Kernobst, Steinobst und Beerenobst. Im Weinbau reichen die Schadenserwartungen von 30 bis 100 Prozent, wobei genaue Schadenserhebungen erst nach der Ernte möglich sind.
Sollte die EU-Kommission die Unterstützung für Deutschland bewilligen, plant das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft, schnellstmöglich eine entsprechende Verordnung zu erlassen und die Verteilung der Gelder mit den Bundesländern abzustimmen. Özdemir machte zudem auf den Druck in der Weinwirtschaft aufgrund sinkender Verbrauchszahlen aufmerksam und sprach sich für strukturelle Maßnahmen wie ein Rodungsprogramm aus, betonte jedoch, dass alleinige Hilfen zur Krisendestillation das Problem nicht lösen würden.
