In vielen Regionen der Welt hat sich das Anlegen von Dämmen oder Graten zur Kultivierung landwirtschaftlicher Nutzpflanzen als effektive Methode etabliert. Besonders im chinesischen Ackerbau blickt diese Praxis auf eine lange Tradition zurück. Eine modernere Form dieses Systems – bekannt als „Ridge Tillage“ oder Dammkultur (auch Dammsaat oder Dammanbau) – wurde ab Ende der 1940er-Jahre im US-Bundesstaat Nebraska eingeführt. Zunächst nutzten dortige Landwirte die Grate in erster Linie zur besseren Steuerung der Bewässerung. Nach jeder Saison wurden die Dämme eingeebnet und im folgenden Jahr neu geformt. Im weiteren Verlauf entwickelte sich daraus ein eigenes Bodenbearbeitungssystem, bei dem Pflanzen wie Mais gezielt auf den Graten angebaut wurden.
Die bewusste Nutzung dieser geformten Strukturen trug zur Verbesserung der Wasserableitung und zur schnelleren Erwärmung des Bodens bei. Gerade in kühlen und feuchten Klimazonen spielte dies eine bedeutende Rolle. Gleichzeitig begannen die Anwender dieses Systems früh damit, Dünger in unmittelbarer Nähe zum Saatgut auszubringen – ein Verfahren, das sich positiv auf das Nährstoffmanagement bei Kulturen wie Mais und Soja auswirkte. Später fanden diese Prinzipien auch Eingang in das Strip-Tillage-Verfahren.
Viele Konzepte aus dem Dammsaat wurden in das Strip-Till-System übernommen, darunter der gezielte Technikeinsatz zur Vermeidung von Bodenverdichtung sowie die bandweise Düngerausbringung. Strip-Till fand ab Ende der 1980er-Jahre zunehmende Verbreitung als schonende Methode der Bodenbearbeitung und vereinte dabei einige Vorzüge des ursprünglichen Gratsystems.
Mit der breiten Anwendung von No-Till- und Strip-Till-Technologien sowie gentechnisch optimierter Sorten wie Roundup Ready nahm der Einsatz von Ridge Tillage im Ackerbau ab. Dennoch ist die Methode nach wie vor verbreitet – insbesondere, weil sie zur Förderung der Bodengesundheit beiträgt und Erosion wirksam entgegenwirkt. Im Gemüseanbau gewinnt das Verfahren an Bedeutung, da es sowohl den Wasserabfluss als auch die Bodenerwärmung positiv beeinflusst.
Gerade für Gemüse lassen sich die Vorteile von Ridge Tillage gut mit jenen erhöhter Beete kombinieren. Beide Systeme setzen auf angehobene Flächen für den Pflanzenanbau. Daraus ergeben sich mehrere Vorteile:
• Ein rascher Wasserabfluss sorgt für eine bessere Belüftung und verhindert Staunässe – ein wichtiger Schutz vor pflanzenschädigenden Erkrankungen.
• Durch das schnellere Erwärmen der angehobenen Bodenschichten kann die Aussaat zeitiger beginnen, was zu einem kräftigen Wurzelwachstum beiträgt.
• Die erhöhte Fläche erleichtert die Regulierung von Feuchtigkeit und Nährstoffen – zentrale Voraussetzungen für ein gesundes Pflanzenwachstum.
• Da die Pflanzen nicht direkt im Bodengrund wurzeln, verringert sich das Risiko von Infektionen durch bodenbürtige Schädlinge und Krankheitserreger.
• Auf begrenztem Raum lässt sich durch angehobene Beete eine dichtere Bepflanzung realisieren.
• Pflegearbeiten wie Gießen, Lockern oder Ernten sind auf Hochbeeten komfortabler durchzuführen.
Untersuchungen in Versuchsbetrieben sowie im praktischen Anbau zeigen, dass Grate und Beete positive Effekte auf Bodenstruktur, Wasserhaushalt und Temperaturverteilung haben. Auch die mikrobielle Aktivität nimmt zu, was oxidative Prozesse und damit die Nährstoffverfügbarkeit fördert.
Insbesondere im Kartoffelanbau werden Varianten wie das Graten- und Graten-Streifenverfahren erfolgreich eingesetzt. Diese Techniken haben sich auf unterschiedlich strukturierten Böden – von sandigen bis zu lehmigen Substraten – als robust gegenüber Umwelteinflüssen erwiesen. In nassen Perioden sinkt auf den Graten das Risiko, dass Knollen durch Sauerstoffmangel Schaden nehmen. Bei Trockenheit wiederum schützt das Erdvolumen der Dämme vor schneller Austrocknung und Überhitzung.
Die Methode liefert bei der Erzeugung großer Knollen – etwa für die Pommes-frites-Produktion – besonders gute Ergebnisse. Daten zeigen, dass sich dabei sowohl der Bedarf an Pflanzgut als auch der Arbeitsaufwand deutlich reduzieren lässt. Dadurch sinken die Produktionskosten um bis zu 25 Prozent. Außerdem fördert das Verfahren die Vermehrung von hochwertigem Pflanzkartoffelmaterial und steigert die Marktleistung um bis zu 80 Prozent im Vergleich zu herkömmlichen Reihenabständen von 70–75 cm – sowohl bei trockenen als auch bei feuchten Bedingungen.
Auch im Maisanbau erfreut sich die Methode zunehmender Beliebtheit. Da Mais auf Licht und Wärme angewiesen ist, kommt ihm die erhöhte Position auf dem Grat besonders zugute. In übernässten Lagen sorgt der Damm für eine zügige Ableitung überschüssigen Wassers und verhindert so Wurzelfäule. Zudem führt die schnellere Bodenerwärmung im Frühjahr zu einem früheren Saattermin. Die klare Struktur der Grate erleichtert zudem den Einsatz von Landmaschinen und reduziert damit den Treibstoffverbrauch.
Für den Sojaanbau bietet das System ähnliche Vorteile. So wird der Verlust fruchtbaren Bodens durch Wind oder Niederschläge verringert. Gleichzeitig erlaubt die schnellere Erwärmung im Frühjahr eine zeitige Aussaat – ein entscheidender Faktor in Regionen mit kurzer Vegetationsperiode.
Ein weiteres Merkmal von Dammkultur (Ridge Tillage) ist die Möglichkeit, Unkräuter mechanisch zu regulieren. Durch den gezielten Einsatz von Reihenhackgeräten lassen sich Unkräuter zwischen den Dämmen effizient bekämpfen, ohne die Kulturpflanzen zu beeinträchtigen. Dies reduziert den Bedarf an chemischen Mitteln, erhöht die Ressourcennutzung und ist insbesondere im ökologischen Landbau von Vorteil.
Das Verfahren gilt zudem als wirksame Maßnahme zur Bodenerhaltung. In Zeiten zunehmender Wetterextreme – etwa durch Starkregen oder Dürreperioden – bewahrt Ridge Tillage den Boden vor Abtrag und Erosion. Studien aus Iowa belegen, dass sich damit die Bodenverluste im Vergleich zur herkömmlichen Pflugwirtschaft um bis zu 50 Prozent verringern lassen.
Gleichwohl sind mit der Umsetzung auch technische und betriebliche Anforderungen verbunden. Die Einführung erfordert Investitionen in spezialisierte Geräte – etwa Gratenformer und passende Sägeräte. Trotz wachsendem Interesse sind am Markt nur wenige Maschinen verfügbar, die sich direkt für diese Technik eignen. Häufig sind daher Anpassungen nötig, was eine flexible Umstellung erschwert. Auf schweren Böden kann zudem die Bildung stabiler Grate zur Herausforderung werden, was den Anbaueinsatz einschränkt.
Trotz dieser Hürden zeigt sich, die Dammkultur (Ridge Tillage) ein erprobtes Werkzeug zur Bodenpflege und Ertragssteigerung darstellt – insbesondere in Situationen, in denen klassische Verfahren an ihre Grenzen stoßen.


