Im April 2025 verzeichnen die Rinderpreise in Deutschland einen deutlichen Anstieg. So müssen Schlachter für Schlachtkühe nun etwa ein Drittel mehr zahlen als noch vor einem Jahr, während bei Jungbullen sogar eine Preissteigerung von 40 Prozent zu beobachten ist. Albert Hortmann-Scholten, ein Marktexperte der Landwirtschaftskammer Niedersachsen, beschreibt die aktuelle Marktsituation als außergewöhnlich. Ein wesentlicher Faktor für die hohen Preise ist das knappe und sich weiter verknappende Angebot an Rindern.
Zu Beginn der ersten Aprilwoche werden insbesondere die Preise für weibliche Schlachtrinder als fest bewertet, da sie nur spärlich verfügbar sind. Die Preise für Jungbullen zeigen sich auf einem kontinuierlich hohen Niveau. Die Experten der Vereinigung der Erzeugergemeinschaften (VEZG) sehen keine Anzeichen für fallende Preise; stattdessen erwarten sie sogar weitere Preissteigerungen, insbesondere bei Schlachtkühen.
Die Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein bestätigt diese Tendenzen mit stabilen Preisen bei Jungbullen und zunehmenden Preisen bei Kühen und Färsen. Aufgrund der hohen Nachfrage und des begrenzten Angebots an Schlachtkühen steigen die Preise weiter an. Ähnliches gilt für Schlachtfärsen, bei denen der Bedarf ebenfalls die Verfügbarkeit übersteigt.
Trotz des allgemein hohen Preisniveaus lässt die Nachfrage nach weiblichen Schlachtrindern nicht nach, und für die kommende Woche werden im Norden Deutschlands weitere Preissteigerungen erwartet. Auch in anderen Regionen wie Nordrhein-Westfalen oder Rheinland-Pfalz bleibt die Marktlage angespannt. Die anhaltend starke Nachfrage und das bevorstehende Osterfest könnten den Markt weiter beleben.
Die Dynamik auf dem Rindermarkt wird zusätzlich durch Betriebsaufgaben in der Rinderhaltung und die Auswirkungen der Blauzungenkrankheit beeinflusst. Das Angebot an Rindern ist dadurch stark zurückgegangen, was zu einem starken Anstieg der Rinderpreise führt. Ein Rückblick zeigt, dass die Rinderpopulation in Deutschland von 12,7 Millionen im Jahr 2014 auf 10,5 Millionen im November 2024 gesunken ist, was einem Rückgang von über 17 Prozent in zehn Jahren entspricht.
Der Preisanstieg hat sich im Frühjahr 2025 noch einmal beschleunigt. Innerhalb weniger Wochen erhöhten sich die Preise für Jungbullen um 60 Cent auf 6,36 Euro pro Kilogramm Schlachtgewicht und für Kühe um 80 Cent auf 5,35 Euro pro Kilogramm. Trotz des Ausbruchs der Maul- und Klauenseuche im Januar 2025 hatte diese Situation aufgrund des bereits bestehenden Angebotsmangels nur geringe Auswirkungen auf die Preisentwicklung. Entscheidend für die schnelle Markterholung war die Rückkehr Deutschlands zum Status eines MKS-freien Landes ohne Impfung, der seit März wieder gilt.