Am Dienstag sind die Preise für Getreide deutlich gefallen. Auch der Rapsmarkt verzeichnete starke Verluste. Ursache ist vor allem die Entwicklung an den Rohstoffmärkten, wo die Händler ihre Risikoprämien angesichts stabilerer geopolitischer Signale spürbar zurückgenommen haben.
Die deutlichen Preisrückgänge betreffen nicht nur Agrarrohstoffe. Auch der Ölpreis hat in den letzten beiden Tagen kräftig nachgegeben. Diese Entwicklung sorgte an den internationalen Terminmärkten für breiten Verkaufsdruck, der sich ebenfalls auf den Agrarsektor auswirkte.
In Europa wird die Ernte für viele Kulturen aktuell mit Zuversicht bewertet. Die EU-Crop-Monitoring-Agentur MARS meldete zuletzt gute Ertragsaussichten für Getreide, insbesondere für Wintergerste und Weichweizen. Die optimistischen Prognosen dämpfen zusätzlich die Preiserwartungen.
Auch in Russland schreitet die Ernte voran. In der Region Stawropol wurde bereits mit dem Dreschen begonnen. Bis zum 23. Juni waren laut Sovecon rund ein Prozent der geplanten Flächen abgeerntet. Erste Notierungen für den neuen russischen Weizen liegen zwischen 226 und 230 US-Dollar pro Tonne.
An der Euronext fiel der Preis für Weizen um 4,24 Euro auf 200 Euro je Tonne. Auch Mais, Sojabohnen und Raps verzeichneten spürbare Kursverluste. Der deutliche Rückgang beim Rohöl – über zwölf Prozent binnen zwei Tagen – hat den gesamten Rohstoffkomplex belastet.
Parallel dazu hat sich der Euro gegenüber dem US-Dollar spürbar verteuert. Die Abwertung des Dollars führte zu einem Anstieg des Eurokurses auf 1,1642. Ein stärkerer Euro kann europäische Exporte auf dem Weltmarkt verteuern und schwächt damit die Wettbewerbsfähigkeit der hiesigen Erzeuger.
Am Weizenmarkt wird der zunehmende Wettbewerb auf internationaler Ebene wieder stärker wahrgenommen. Dieser Trend setzt auch die Maispreise unter Druck. Für Raps und Pflanzenöle bleibt die Lage angespannt. Auch in den USA entwickeln sich die Wetterbedingungen bisher positiv für Mais und Weizen. Die anhaltend günstige Witterung im „Corn Belt“ begünstigt das Pflanzenwachstum.
In Europa wurden die bisherigen Erträge bei Sommergerste als deutlich besser als im Vorjahr bewertet. Auch die spezifischen Gewichte zeigen eine positive Entwicklung. Die laufende Ernte setzt die Preise zusätzlich unter Druck, so Marktteilnehmer.
Im südlichen Russland gibt es hingegen Berichte über eher durchschnittliche Ertragsprognosen. Niedrige Lagerbestände und mögliche Änderungen bei den Exportzöllen könnten dem Weizenmarkt dort wieder Auftrieb geben. Zugleich könnten finanzielle Engpässe dazu führen, dass Landwirte ihre Getreidebestände frühzeitig vermarkten, um Liquidität zu sichern.
Trotz der Hitzeperiode in Teilen Europas sind die Ertragsaussichten bislang stabil geblieben. Dennoch wächst bei Landwirten und Marktakteuren die Sorge, dass eine anhaltende Trockenphase Auswirkungen auf Sommer- und Wintergetreide haben könnte. Die kommenden Wochen dürften daher mit besonderer Aufmerksamkeit beobachtet werden.