Die Getreidepreise begannen das Jahr schwankend und zeigten nach einem jüngsten Bericht des US-Agrarministeriums (USDA) sogar temporäre Anstiege. Ein detaillierter Blick auf die Entwicklung der Börsenkurse für Weizen an der Matif in Paris offenbart erhebliche Schwankungen seit der letzten Ernte. Ende Mai 2024 erreichte der Weizen mit nahezu 270 Euro pro Tonne einen Höchststand, fiel jedoch bis Ende August unter die Marke von 190 Euro. Derzeit stabilisieren sich die Notierungen um 230 Euro pro Tonne für den März 2025.
Die Marktteilnehmer erlebten einen unruhigen Start ins neue Jahr 2025, angeheizt durch die jüngsten Prognosen des USDA, die niedrigere Produktionszahlen für Soja und Mais als erwartet vorhersagten. Diese Prognosen verursachten deutliche Preisanstiege, von denen auch der Weizenpreis beeinflusst wurde, trotz relativ stabiler Aussichten für dieses Getreide. Die globale Getreidebilanz ist nach wie vor angespannt: Der Verbrauch überstieg in den letzten zwei Jahren die Produktion, was zu sinkenden Beständen führte.
Ein Blick auf die internationalen Handelsströme verdeutlicht, dass die ukrainischen Exporte in der ersten Hälfte des Wirtschaftsjahres 2024/25 um 28 Prozent auf etwa 10 Millionen Tonnen gestiegen sind. Im Gegensatz dazu konnten die EU-Exporte nicht mithalten und lagen im Vergleich zum Vorjahr um ein Drittel niedriger. Insbesondere die Weizenexporte aus der EU profitierten nicht von den rückläufigen russischen Exporten. Laut FranceAgriMer könnten sich die französischen Weizenexporte in Drittländer im Jahr 2024/25 auf lediglich 3,5 Millionen Tonnen belaufen, was den niedrigsten Stand seit 25 Jahren darstellen würde.
Die Wettbewerbsfähigkeit der EU-Produkte verbesserte sich jedoch zuletzt, da der US-Dollar gegenüber dem Euro stärker notierte. Dies weckte Hoffnungen bei den EU-Exporteuren, ihre Produkte vermehrt in Richtung Nordafrika und den Nahen Osten zu versenden. Trotzdem bietet Argentinien weiterhin günstigen Weizen auf dem Weltmarkt an, und auch Australien erwartet eine gute Ernte.
In der Ostukraine und in Teilen Russlands herrscht hingegen Trockenheit. Berichte über den schlechten Zustand der russischen Winterweizenfelder hatten bislang eine preisstützende Wirkung. Die Prognosen für die Ernte 2025 gehen von etwa 78 Millionen Tonnen aus, gegenüber 82 Millionen Tonnen im Vorjahr. Das im Februar 2025 in Kraft tretende Exportkontingent für russischen Weizen könnte die russischen Exporteure dazu veranlassen, ihre Ausfuhren bis dahin noch zu steigern. Niedrige Temperaturen und vereiste Häfen könnten allerdings die Exporte einschränken.
An den Kassamärkten in der EU ist bislang wenig Bewegung zu sehen. Die Getreidemühlen sind gut versorgt, suchen jedoch weiterhin nach hochwertigen Qualitäten, die entsprechende Prämien erzielen. Die meisten Geschäfte bestehen aus der Abwicklung bestehender Verträge, und neue Geschäftsabschlüsse finden nur sporadisch statt. Viele Produzenten halten ihre Bestände zurück in der Hoffnung auf ein knapper werdendes Angebot und damit steigende Preise. Während die halbe Vermarktungssaison 2024/25 bereits vorüber ist, könnte das Warten auf höhere Preise bis zum Saisonende noch andauern.
In Bezug auf die Vermarktung der neuen Ernte 2025 gibt es derzeit wenig Aktivität, obwohl die Feldbestände auf der Nordhalbkugel größtenteils in gutem Zustand sind. Zu diesem frühen Zeitpunkt deutet vieles auf eine komfortable Ernte hin. Der europäische Dachverband des Getreidehandels, Coceral, prognostiziert für das Jahr 2025 in der EU eine Weichweizenproduktion von etwa 126,5 Millionen Tonnen, im Vergleich zu nur 114,1 Millionen Tonnen im Jahr 2024.