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Bullenpreise steigen: Knappes Angebot an hochwertige Kälbern

Wer aktuell Jungtiere für die Mast anschaffen möchte, sieht sich mit hohen Preisen konfrontiert. In Deutschland wird es zusehends schwieriger, hochwertige Kälber zu finden. Die Gründe hierfür sind vielschichtig und die Lösungsansätze komplex. Selbst konservative Mastanlagen bestätigen, dass die Preise für in den vergangenen Jahren stetig gestiegen sind. Dabei ist der Verkaufserlös nur eine Seite der Medaille; die andere Seite wird durch stark gestiegene Kosten für Futter und Energie, insbesondere aber durch die hohen für Kälber und Jungtiere, belastet. Dies verschlechtert die allgemeine Stimmung und deutet darauf hin, dass das ohnehin schon begrenzte Angebot an mastfähigen Kälbern in Zukunft weiter abnehmen wird. Traditionell sind Fleckviehkalb oder Jungtiere die Grundpfeiler der Mastbetriebe im nordwestlichen Deutschland, deren Herkunft meist Anbindehaltungen in Bayern sind. In größeren Laufstallanlagen im Allgäu wird eher auf Rassen wie Grauvieh oder Holstein-Friesian gesetzt, die vorrangig in der genutzt werden. Die Zukunft vieler Anbindehaltungen steht jedoch auf dem Spiel, da die Umstellung auf Boxenlaufställe in vielen Ortschaften nicht realisierbar ist. Sollte die Politik hier keine Anpassungen vornehmen, könnte die Zahl der Fleckviehkühe, die derzeit noch bei etwa einer Million liegt, spürbar sinken.

Neben den Milchviehbetrieben tragen auch zahlreiche Mutterkuhbetriebe dazu bei, mastfähige Jungtiere auf den Markt zu bringen. 2023 waren es etwa 58.000 Kühe in den Zuchtverbänden, zusätzlich zu den nicht organisierten Betrieben, die schwieriger zu erfassen sind. Im Mai 2024 wurden insgesamt 628.000 weitere Kühe erfasst, überwiegend Mutterkühe. Die Anzahl stagniert jedoch seit Jahren, nicht zuletzt aufgrund von Herausforderungen wie der Wolfspräsenz in ostdeutschen Großbetrieben. Zusätzlich nimmt die Zahl der Kühe in wirtschaftlichen Rassen ab, während die von weniger für die Mast geeigneten „Exoten“ zunimmt. Auf Auktionen erreichen Jungtiere von Rassen wie Charolais, Limousin oder Fleckvieh Höchstpreise.

Obwohl der Bestand an Milchkühen in Deutschland von 6,4 Millionen im Jahr 1990 auf 3,7 Millionen im Jahr 2024 gesunken ist, bieten Milchviehbetriebe weiterhin ein Potenzial für die Gewinnung guter Kälber. Hierbei ist jedoch das Einkreuzen von Fleischrassen begrenzt, da reine Abmelkbetriebe, die ausschließlich Fleischrinder einsetzen und Färsen zukaufen, selten sind. Ein Fünftel der Betriebe besamt leistungsschwächere Kühe der mit Fleischrind, oft auch mit gesextem Sperma.

In den letzten Jahrzehnten haben Händler und Schlachtunternehmen versucht, durch eine erhöhte Besamung mit Fleischrassen wie den Weiß-Blauen Belgiern das Angebot an Fleckviehkälbern zu ersetzen, allerdings mit mäßigem Erfolg. Die Frage bleibt, wie man die Lücke bei Tieren mit guten Masteigenschaften schließen kann. Möglicherweise müssen HF-Bullenkälber in die Bresche springen, eine Praxis, die in Milcherzeugungsregionen nicht ungewöhnlich war. Doch neue gesetzliche Auflagen erschweren auch die Kälberaufzucht. So hat die Vorgabe von Gummiauflagen auf Betonspaltenböden manchen Aufzüchter bereits aus dem Markt gedrängt. Ob künftig wieder mehr Jungtiere aus Frankreich oder Osteuropa importiert werden, bleibt abzuwarten. Der deutsche Lebensmittelhandel bevorzugt allerdings inländische Herkunft.

Die Nachfrage nach Kälbern könnte durch eine verstärkte Umstellung auf höhere theoretisch sinken, da Masttiere mehr Platz haben und schneller wachsen. Doch die Nachfrage sinkt dadurch nicht signifikant. Als ob das nicht genug wäre, belastet nun auch noch die Blauzungenkrankheit das Kälberangebot weiter. Obwohl sie bei Rindern meist nicht tödlich verläuft, führt sie zu erheblichen Fruchtbarkeitsproblemen. In der Folge könnte das Kälberangebot noch lange Zeit angespannt bleiben, und die Bullenpreise müssten eigentlich steigen. Doch die Schlachthöfe klagen bereits darüber, dass der Lebensmitteleinzelhandel diese Preise nicht immer mitträgt und stattdessen oft im Ausland kauft. Der Rindfleischmarkt fragt zunehmend Hackfleisch nach und bevorzugt dabei oft Altkühe, da das Verarbeitungsfleisch ganzjährig stabil abgesetzt werden kann.

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