Ein aktuelles Gutachten zeigt, dass die überwiegende Mehrheit der landwirtschaftlichen Betriebe, die vom sogenannten Sojamoratorium in Brasilien betroffen sind, ohne Genehmigung Flächen gerodet haben. Betroffen ist vor allem der Bundesstaat Mato Grosso, das Zentrum des brasilianischen Sojaanbaus. Die Studie wurde von der Branchenorganisation Abiove in Auftrag gegeben, die die Einhaltung des Moratoriums überwacht.
Die freiwillige Vereinbarung besteht bereits seit fast 20 Jahren. Sie verpflichtet große internationale Agrarhändler wie ADM, Bunge und Cargill dazu, keine Soja aus Flächen zu beziehen, die nach dem Jahr 2008 gerodet wurden – unabhängig davon, ob diese Rodung gesetzlich erlaubt war oder nicht.
Viele brasilianische Betriebe lehnen die Regelung ab. Ihrer Ansicht nach benachteiligt das Moratorium auch jene, die sich an die gesetzlichen Vorgaben halten. Seit 2008 dürfen Landwirte in der Amazonasregion bis zu 20 Prozent ihrer Fläche für Ackerbau freigeben. Das jetzt veröffentlichte Untersuchungsergebnis, das Reuters vorliegt, weist jedoch darauf hin, dass von 2.168 gesperrten Betrieben in Mato Grosso nur 50 über eine offizielle Genehmigung zur Flächenräumung verfügten. Weitere 440 Betriebe sollen die gesetzlich zulässige Rodungsgrenze überschritten haben.
Die Produzentenvereinigung des Bundesstaats, Aprosoja-MT, äußerte sich nicht inhaltlich zum Bericht. Man habe den vollständigen Text nicht einsehen können, so die offizielle Stellungnahme. Gleichzeitig betont die Organisation, das Moratorium sei wirtschaftlich motiviert und nicht auf Umweltziele ausgerichtet.
Laut Verband entziehe die Regelung den Produzenten die Möglichkeit, ihre Ernte frei zu vermarkten, und stelle eine einseitige Maßnahme dar, die im Widerspruch zum brasilianischen Recht und zur nationalen Souveränität stehe.
Nach Angaben der Studie betrifft das Moratorium derzeit Farmen mit einer Gesamtfläche von rund 614.000 Hektar. Dies entspricht etwa 5,25 Prozent der gesamten Sojaanbaufläche in Mato Grosso. Der Bundesstaat bewirtschaftet aktuell etwa 11,7 Millionen Hektar Soja, wovon rund die Hälfte innerhalb des Amazonasgebiets liegt – einem ökologisch bedeutenden Gebiet mit globaler Bedeutung für den Klimaschutz.
In der Ernteperiode 2024/25 wurden in Mato Grosso etwa 51 Millionen Tonnen Soja eingebracht. Das entspricht knapp einem Drittel der gesamten brasilianischen Produktion. Trotz der bisherigen Wirkung des Moratoriums bei der Eindämmung von Abholzungen streben zahlreiche Landwirte derzeit juristische Schritte gegen das Programm an. Sie setzen sich für Gesetzesänderungen auf Bundesstaatsebene ein, um die Regelungen zu lockern.
