Landwirte aus Großbritannien äußern Besorgnis über die Einfuhr von Lebensmitteln aus der EU, da sie befürchten, dass diese Importe die lokalen Erzeugnisse bedrohen könnten. Während einer Demonstration in London verlangten sie von der Regierung verstärkten Schutz vor diesen günstigeren und angeblich qualitativ schlechteren Produkten aus Europa. Ihrer Meinung nach hat der Brexit zu dieser problematischen Situation geführt.
In der britischen Hauptstadt fanden Proteste von Landwirten statt, die sich gegen die im Zuge des Brexits vereinbarten Lebensmittelimporte richteten. Mit etwa hundert Traktoren, die aus verschiedenen Regionen des Landes kamen, versammelten sie sich vor dem Parlamentsgebäude. Auf ihren Bannern standen Parolen wie „Support British Farmers“ und „Brexit is a disaster“. Sie empfinden die durch den Brexit erzielten Handelsvereinbarungen als unfair und äußern Bedenken, dass die importierten Lebensmittel die lokale Landwirtschaft bedrohen. Liz Webster, Leiterin der Initiative Save British Farming, drückte ihre Frustration aus und kritisierte die importierten Lebensmittel als „inferior“. Sie betonte, dass britische Produkte durch die Importe unterboten würden.
Nach dem Austritt aus der EU Ende Januar 2020 hat das Vereinigte Königreich eine Reihe von Handelsabkommen abgeschlossen. Viele Landwirte sind jedoch der Ansicht, dass diese Abkommen zusammen mit dem Mangel an Importkontrollen dazu führen, dass Lebensmittel von geringerer Qualität aus Ländern mit laxeren Standards nach Großbritannien kommen. Derzeit stammt etwa 60 Prozent der in Großbritannien verzehrten Lebensmittel aus heimischer Produktion, doch befürchten die Landwirte, dass dieser Anteil sinken könnte.
Es könnte jedoch passieren, dass die britischen Importe aus Europa zurückgehen. Am 31. Januar führte Großbritannien endlich Grenzkontrollen für Lebensmittel und pflanzliche Produkte aus der EU ein, was bedeutet, dass Unternehmen und Landwirte in Europa nun zusätzliche Dokumentation zur Herkunft und Qualität ihrer Waren vorlegen müssen. Mit dieser Maßnahme setzt London einen weiteren Schritt in Richtung Brexit um, vier Jahre nach dem offiziellen Austritt aus der EU. Die Kontrollen beschränken sich zunächst auf Dokumente, ab Ende April werden auch physische Warenkontrollen an der Grenze durchgeführt.
Die britische Regierung hatte die Einführung der Grenzkontrollen aus Angst vor hohen Kosten und bürokratischem Aufwand fünfmal verschoben. Experten warnen, dass dies zu neuen Engpässen in den Lieferketten oder sogar erneut zu leeren Supermarktregalen führen könnte. In Großbritannien stehen dieses Jahr Neuwahlen des Unterhauses an, die voraussichtlich in der zweiten Jahreshälfte stattfinden werden. Derzeit liegt die regierende konservative Partei in Umfragen weit hinter der oppositionellen Labour-Partei.