Ackerfuchsschwanz-Resistenz: Alarmierende Entwicklungen und notwendige Gegenmaßnahmen
Die Resistenzsituation bei Ackerfuchsschwanz und anderen Schadgräsern verschärft sich weiter. Angesichts dieser bedrohlichen Entwicklung ist es entscheidend, frühzeitig Maßnahmen zu ergreifen, um die Verbreitung der Resistenzen zu bremsen.
Mit dem nahenden Ende der Erntesaison ragen in vielen Getreidebeständen die Halme des Ackerfuchsschwanzes heraus. Die Ursachen für den teils starken Befall liegen in der durch ungünstige Witterungsbedingungen erschwerten Unkrautbekämpfung dieser Saison sowie in der zunehmenden Herbizidresistenz.
Aktuelle Beobachtungen zeigen, dass die meisten Schadgräserarten inzwischen Resistenzen gegen Herbizide entwickelt haben. Besonders betroffen sind die Wirkstoffgruppen der ACCase- und ALS-Hemmer. Diese Resistenzen werden oft erst erkannt, wenn es zu spät ist.
Wirksame Gegenmaßnahmen müssen frühzeitig erfolgen, bevor sich die Resistenzen weiter ausbreiten. Es ist wichtig, dass die Resistenzen noch auf einem niedrigen Niveau bleiben, um die betroffenen Biotypen durch gezielte Maßnahmen zu eliminieren.
Herbizidwirkstoffe werden international nach ihrem Wirkmechanismus (Mode of Action, MoA) klassifiziert und nummeriert. Besonders anfällig für Resistenzen sind die Gruppen der ACCase- (1), ALS- (2) und Photosynthesehemmer (5/6). In diesen Gruppen finden sich viele resistente Unkraut- und Ungrasarten. Andere Wirkstoffgruppen wie Lipidsynthese-, Cellulosesynthese- und Fettsäurehemmer sowie Auxine zeigen geringere Tendenzen zur Resistenzbildung.
Gegen den Wirkstoff Glyphosat (ESPS-Hemmer) sind weltweit bereits viele Unkrautarten resistent. In Deutschland sind bisher Resistenzen bei Ackerfuchsschwanz und Weidelgras bekannt. Ein Blick auf die Resistenzsituation in Deutschland im Vergleich zu Frankreich und Großbritannien zeigt, dass der Anteil sensibler Unkrautpopulationen in den Bundesländern unterschiedlich ist, insgesamt aber höher als in Frankreich und Großbritannien. Trotzdem ist die Entwicklung in Deutschland besorgniserregend. Während vor einigen Jahren hauptsächlich metabolische Resistenzen (NTSR) vorherrschten, treten nun verstärkt Zielort-Resistenzen (TSR) und multiple Resistenzen auf. Dies führt dazu, dass Getreidebestände aufgrund des hohen Drucks durch resistente Gräser zunehmend schwer zu ernten sind.
Besonders in Niedersachsen zeigen sich deutliche Trends: Monitoringproben zeigen steigende Resistenzen bei ALS-Hemmern (seit 2007), Cycloxydim und Flufenacet (seit 2009) und Clethodim (seit 2014). Auch Weidelgrasarten folgen diesem Resistenztrend schneller als Ackerfuchsschwanz.
In Niedersachsen sind mittlerweile in jeder dritten eingesendeten Verdachtsprobe für Ackerfuchsschwanz multiple Resistenzen nachweisbar. Dies führt dazu, dass das Ungras auf über 300 Standorten nicht mehr effektiv mit Nachauflaufbehandlungen bekämpft werden kann. Auch bei Weidelgras steigen die Anteile an multiplen Herbizidresistenzen.
Herbizidversuche zeigen, dass die Wirksamkeit von mesosulfuronhaltigen Herbiziden sinkt. Eine nachhaltige Unkrautbekämpfung erfordert Wirkungsgrade von über 97 %. Sinkt dieser Wert, deutet dies auf beginnende Resistenzen hin. Unkrautnester, die nach Behandlungen bestehen bleiben, sind ein klares Zeichen für solche Entwicklungen.
Ohne Gegenmaßnahmen breiten sich resistente Unkrautnester Jahr für Jahr aus, verbreitet durch Mähdrescher und Bodenbearbeitungsgeräte. Herbizidresistenzen beginnen oft in Nestern, während Fehler bei der Bodenbearbeitung diese Strukturen meist nicht zeigen.
Um die Resistenzentwicklung zu bremsen, ist ein flächenbezogenes Resistenzmanagement entscheidend. Nur so kann die Ausbreitung der Resistenzen eingedämmt und wirtschaftlicher Schaden vermieden werden. Hier sind konkrete Empfehlungen dazu notwendig:
- Diversifizierung der Fruchtfolgen: Wechselnde Kulturen erschweren es den Unkräutern, sich an spezifische Herbizide anzupassen.
- Mechanische Unkrautbekämpfung: Ergänzend zur chemischen Bekämpfung kann das Pflügen und Hacken helfen, resistente Unkräuter zu kontrollieren.
- Einsatz verschiedener Herbizidgruppen: Rotationen und Kombinationen verschiedener Wirkstoffgruppen reduzieren die Wahrscheinlichkeit der Resistenzbildung.
- Früherkennung und gezielte Maßnahmen: Regelmäßige Feldkontrollen und das rasche Eingreifen bei ersten Anzeichen von Resistenzen sind entscheidend.
Durch diese Maßnahmen können Landwirte die Resistenzentwicklung verlangsamen und ihre Getreidebestände langfristig schützen.