Artenreiche Grünlandbestände bieten zahlreiche Vorteile. Wie diese Bestände auch bei intensiver Nutzung erfolgreich bewirtschaftet werden können, zeigen aktuelle Ergebnisse der Universität Göttingen.
Traditionell wird artenreiches Grünland eher mit Naturschutz und extensiver Bewirtschaftung assoziiert, während intensiv genutztes Grünland oft als artenarm gilt. In der Realität bestehen diese Grünlandnarben jedoch selten nur aus einer einzigen Art oder Sorte. Vielmehr ergibt sich durch die Kombination aus Umweltbedingungen wie Klima, Boden und Wasser sowie Nutzungsmethoden wie Schnitt, Weide und Nährstoffzufuhr stets ein Mischbestand.
Die verschiedenen Arten – Gräser, Leguminosen und Kräuter – teilen sich unterschiedliche ökologische Nischen und bringen jeweils individuelle Eigenschaften mit, die sich in artenreichen Grünlandnarben ergänzen. Diese Vielfalt, auch Biodiversität genannt, wird durch die Häufigkeit und Menge der vorkommenden Arten in einer Gemeinschaft bestimmt.
Wissenschaftlich wird zwischen der Artenvielfalt auf einer einzelnen Fläche (alpha-Diversität) und der Vielfalt über alle Flächen eines Betriebs hinweg (gamma-Diversität) unterschieden. Biodiverses Grünland zeigt sich insgesamt produktiver und widerstandsfähiger. Betriebe können diese Vorteile nutzen, indem sie die Biodiversität sowohl durch gezielte Ansaat als auch durch eine angepasste Bewirtschaftung fördern.
Besonders tiefwurzelnde Pflanzen rücken immer mehr in den Fokus, da sie unter Trockenheit den Wasseranschluss besser aufrechterhalten können. Dies bestätigten Versuche aus der Schweiz und Irland, die tiefwurzelnde Leguminosen und Nichtleguminosen unter experimentellen Trockenstress setzten.
Die Ergebnisse zeigten, dass trockengestresste Leguminosen im Vergleich zu gut mit Wasser versorgten Pflanzen im Durchschnitt 37 % ihrer Erträge verlieren, während Nichtleguminosen einen Rückgang von 61 % aufweisen. Leguminosen schneiden besser ab, da sie auch unter Trockenstress durch Knöllchenbakterien Stickstoff aus der Luft fixieren können, unabhängig vom Nährstoffangebot im Boden.
Weiterhin zeigten die Versuche, dass flachwurzelnde Arten einen durchschnittlichen Ertragsrückgang von 63 % verzeichneten, während Tiefwurzler nur 35 % Einbußen hatten. Insgesamt verlor die ausgewogene Mischung der vier getesteten Arten unter Trockenstress lediglich 39 % ihres Ertrages.
Resiliente Bestände werden oft als stabile Systeme verstanden, die auf Extremereignisse nicht mit starken Ertragsschwankungen reagieren. Ein Maß hierfür ist der Variationskoeffizient (CV) des Ertrages – je kleiner dieser CV, desto stabiler sind die Bestände.
Für die Gestaltung trockentoleranter und resilienter Grünlandbestände ist die Wahl der Gräserart entscheidend. Knaulgras hat sich in Studien immer wieder als trockentoleranter erwiesen als Deutsches Weidelgras.
Zur Erhöhung der Artenvielfalt und Anpassung an Klimaveränderungen ist nicht zwingend eine Neuansaat erforderlich. Auch angepasste Düngung und Bewirtschaftungsmethoden können die botanische Zusammensetzung im Grünland beeinflussen. Zudem kann der reduzierte Einsatz von Kraftfutter, der zu einem höheren Anteil an Gras- und Raufutter in der Milchproduktion führt, weitere Vorteile wie verbesserte Stoffbilanzen und Wirtschaftlichkeit mit sich bringen.