In Deutschland wird immer mehr Strom aus Solarenergie produziert als tatsächlich nachgefragt wird. Dies führt dazu, dass es nicht genügend Speichermöglichkeiten gibt, um das Überangebot zu bewältigen. Die Konsequenz sind häufiger werdende negative Strompreise, bei denen die Abnehmer für den Bezug von Strom bezahlt werden, statt zu zahlen.
Im ersten Halbjahr 2024 wurden bereits 224 Stunden mit negativen Strompreisen verzeichnet, wie eine Analyse der TU Darmstadt zeigt. Zusätzlich gibt es zahlreiche Tage, an denen die Preise an der Strombörse kaum über Null liegen. Deutschland hat mittlerweile 3,4 Millionen Photovoltaikanlagen installiert, die zusammen eine Nennleistung von 81,5 Gigawatt haben. Laut dem Fraunhofer-Institut haben diese Anlagen im ersten Halbjahr 32,4 Terawattstunden Strom produziert, was einem Anstieg von 15 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Gemeinsam mit der Energie aus Wind, Wasser und Biomasse deckten die erneuerbaren Energien im genannten Zeitraum 66 Prozent des Energiebedarfs.
Die Produktion von billigem Solar- und Windstrom kann an sonnigen oder windigen Tagen das Angebot stark über die Nachfrage steigen lassen. In solchen Fällen sinken die Strompreise bis ins Negative. Dies ermöglicht es Energieversorgern und Stromhändlern, erheblich zu sparen, da sie den Strom sehr günstig einkaufen können. Private Verbraucher profitieren allerdings nur dann von den negativen Preisen, wenn sie dynamische Stromtarife nutzen.
Trotz der negativen Preise sind die kleinen Solarstromerzeuger durch eine garantierte Einspeisevergütung vor finanziellen Einbußen geschützt, eine Politik, die die Bundesregierung verfolgt, um den Ausbau erneuerbarer Energien weiter voranzutreiben. In diesem Jahr sind für das EEG-Konto der kleinen Solarstrombetreiber 10,6 Milliarden Euro eingeplant. Doch schon zur Jahreshälfte waren fast alle Mittel aufgebraucht, was darauf hindeutet, dass die tatsächlichen Kosten deutlich höher ausfallen könnten als geplant.
Für große gewerbliche Stromerzeuger sind die niedrigen und negativen Strompreise finanziell problematisch. Das EEG 2021 hat mit der 4-Stunden-Regel die Bedingungen verschärft: Wird der Spotmarktpreis für drei Stunden oder länger negativ, erhalten die betroffenen Stromeinspeiser keine Marktprämie mehr. Diese Maßnahme soll die Flexibilität der Stromerzeuger fördern und so dazu beitragen, negative Strompreise zu vermeiden. Trotzdem steigt die Zahl der Stunden mit negativen Preisen weiter an, was den Bedarf an zusätzlichen Regelungen und Maßnahmen verdeutlicht, um diese Entwicklung zu kontrollieren.