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BASF stoppt geplante Ammoniakanlage in den USA

Der Chemiekonzern BASF hat gemeinsam mit dem norwegischen Düngerhersteller Yara den Bau einer neuen Produktionsanlage für nachhaltigen Ammoniak in den Vereinigten Staaten abgesagt. Die ursprünglich geplante Fabrik an der Golfküste sollte als Vorzeigeprojekt für klimafreundlichere Verfahren dienen.

Mit der Investition wollten die Unternehmen die steigende Nachfrage nach emissionsärmeren Produkten nutzen. Ammoniak hat für die Landwirtschaft große Bedeutung, da er überwiegend in Düngemitteln zum Einsatz kommt. Darüber hinaus wird er in der Kunststoff- und Pharmaindustrie verarbeitet und gilt als wichtiger Energieträger im Zusammenhang mit Wasserstoff.

BASF begründet den Rückzug vor allem mit ökonomischen Erwägungen. Der Konzern will sich stärker auf Vorhaben konzentrieren, die höhere Renditen versprechen. Gleichzeitig hat das Unternehmen seine Investitionspläne im Rahmen eines strikten Sparkurses deutlich reduziert.

Neben wirtschaftlichen Aspekten dürften auch politische Faktoren in den USA eine Rolle gespielt haben. Die Regierung unter Präsident Donald Trump verfolgt eine skeptische Haltung gegenüber grünen Technologien und hat angekündigt, deren Förderung einzuschränken. Davon betroffen ist auch die Herstellung von sogenanntem blauem Ammoniak, bei dem Kohlendioxid aus dem Produktionsprozess abgeschieden und unterirdisch gespeichert wird.

Das sogenannte Carbon Capture and Storage (CCS) verhindert zwar nicht die Entstehung von CO₂, reduziert aber den Ausstoß in die Atmosphäre erheblich. Unter der Regierung von Joe Biden spielte CCS eine zentrale Rolle beim Umbau der Industrie hin zu klimafreundlicheren Verfahren. Milliardenbeträge standen zur Förderung bereit, viele Projekte wurden angestoßen.

Die nun abgesagte BASF-Yara-Anlage war seit Juni 2023 in Planung. Sie sollte eine Kapazität von 1,2 bis 1,4 Millionen Tonnen Ammoniak pro Jahr erreichen und rund 95 Prozent des entstehenden Kohlendioxids dauerhaft speichern. Beide Unternehmen betreiben bereits bestehende Anlagen an der Golfküste, unter anderem in Freeport, Texas.

Inzwischen hat das US-Energieministerium Förderzusagen in Milliardenhöhe gestrichen. Zwar bleiben Steuererleichterungen für CCS bestehen, doch die politische Ausrichtung wirkt unsicher. Für internationale Investoren ist schwer vorherzusagen, ob sich Projekte in diesem Umfeld rechnen.

Ein aktuelles Beispiel verdeutlicht diese Unsicherheit: Erst Anfang der Woche stoppte die US-Regierung ein fast fertiggestelltes Offshore-Windkraftprojekt vor Rhode Island. Der dänische Energiekonzern Orsted musste die Investition vollständig abschreiben.

Für die chemische Industrie bedeutet die Lockerung der Klimavorgaben in den USA, dass der Markt für grün oder blau hergestellte Produkte ohne gesetzlichen Druck kaum entsteht. Diese Verfahren sind in der Regel teurer als die herkömmliche Produktion und können sich nur schwer behaupten.

Der Strategiewechsel bei BASF passt zur Linie des neuen Vorstandschefs Markus Kamieth. Das Unternehmen hat bereits mehrere große Projekte eingestellt, darunter den Bau einer Nickel-Kobalt-Raffinerie in Indonesien. Die Investitionsausgaben des Konzerns liegen deutlich unter dem Vorjahreswert und sollen ab 2026 sogar niedriger sein als die jährlichen Abschreibungen. Ziel ist es, die vorhandenen Kapazitäten effizienter zu nutzen.

Yara will dagegen an seiner Ammoniakstrategie festhalten und weiterhin in den USA investieren. Beide Konzerne arbeiten am Standort Freeport weiterhin zusammen. Auch in Ludwigshafen und Antwerpen produziert BASF Ammoniak für den europäischen Markt.

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