Die Preise für Getreide stehen zu Wochenbeginn erneut unter Abwärtsdruck. Während sich Weizen der Marke von 195 Euro pro Tonne nähert, liegt Mais bereits darunter. Ausschlaggebend dafür sind die positiven Ernteergebnisse aus wichtigen Anbauregionen in den USA, Russland und Europa. Zudem sorgt das Ende des Handelsstreits zwischen der Europäischen Union und den Vereinigten Staaten für zusätzliche Entlastung auf der Zollseite.
Der Rückgang der Weizennotierungen setzte sich nach der schwächeren Entwicklung zum Wochenschluss fort. Am Freitag lag der Preis bei 195 Euro pro Tonne. Die Marktsignale deuten auf ein ausreichendes globales Angebot hin. In den Vereinigten Staaten schreitet die Winterweizenernte im Mittleren Westen zügig voran, gleichzeitig wird dem Sommerweizen in North Dakota ein hohes Ertragspotenzial zugeschrieben – beides belastet das Preisniveau zusätzlich.
Auch in Russland trägt das stabile Wetter zu einem schnellen Ernteverlauf bei. Dies führt zu rückläufigen Preisen an den dortigen Exporthäfen, was den internationalen Preisdruck weiter verstärkt. Der Maismarkt zeigt eine ähnliche Tendenz. Für den Novembertermin fiel der Preis am Freitag um 2,75 Euro auf 194,50 Euro pro Tonne.
Wetterbedingte Unsicherheiten beeinflussen die Marktlage insbesondere in Osteuropa. Dort leiden viele Maisbestände unter Wassermangel, was das Ertragspotenzial begrenzt. In Frankreich sorgten Niederschläge zwar kurzfristig für Entlastung, dennoch sind laut Angaben von FranceAgriMer bereits irreversible Schäden eingetreten. Aktuell gelten dort 69 Prozent der Maisflächen als in gutem bis sehr gutem Zustand – ein Rückgang um drei Prozentpunkte gegenüber der Vorwoche.
Die jüngste Einigung zwischen EU und USA im Zollstreit trägt ebenfalls zur Entspannung bei. Nachdem zunächst Strafzölle von bis zu 30 Prozent im Raum standen, wurde letztlich ein Satz von maximal 15 Prozent vereinbart. Diese Entwicklung verringert die Risiken für den Handel und setzt zugleich Impulse auf der Angebotsseite.
In Russland bleibt die Belastung durch Exportsteuern auf Weizen gering. Die Analysehäuser SovEcon und USDA gehen jeweils von einer russischen Weizenernte in Höhe von rund 83,5 bis 83,6 Millionen Tonnen aus. Diese Zahlen bestätigen die solide Versorgungslage.
Auch in Europa läuft die Ernte zügig ab. Nach Angaben von FranceAgriMer wurden in Frankreich bereits 86 Prozent des Weichweizens eingefahren. Zum Vergleich: Im Vorjahr lag der Wert zur gleichen Zeit bei lediglich 37 Prozent. Die aktuell günstigen Wetterbedingungen begünstigen einen raschen Abschluss der Arbeiten.
Für Deutschland wird mit einer höheren Ernte von Getreide und Raps im Vergleich zum Vorjahr gerechnet. In der Ukraine hingegen bleibt das Erntevolumen hinter den Vorjahreswerten zurück. Auf dem Rapssaatmarkt sind die Preise unterdessen gefallen. Während die EU-Ernte insgesamt stabil erscheint, belastet der Rückgang in der Ukraine das verfügbare Angebot.
In den USA verharren die Kurse für Mais und Sojabohnen nahe wichtiger Unterstützungsmarken. Der starke Produktionsausblick drückt auf die Preisbildung. Gleichzeitig verlieren wetterbedingte Aufschläge an Bedeutung, während die internationalen Handelsströme weiterhin von Unsicherheit geprägt sind.
Mit dem Markteintritt der russischen Neuarnten zeigen sich die dortigen Weizenpreise schwächer. Das zusätzliche Angebot erhöht den Druck auf die Exportmärkte und sorgt für sinkende Preise in einem ohnehin gut versorgten Marktumfeld.
