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Landwirtschaft bleibt gefährlichster Beruf in Großbritannien

Die Landwirtschaft gilt weiterhin als der risikoreichste Berufszweig im Vereinigten Königreich. Neue Zahlen, veröffentlicht zu Beginn der Farm Safety Week, belegen diesen alarmierenden Befund.

Im Zeitraum 2024/25 verloren 23 landwirtschaftliche Arbeitskräfte in England, Schottland und Wales ihr Leben bei Unfällen auf dem Hof. Besonders auffällig: Fast die Hälfte der tödlich Verunglückten war über 65 Jahre alt.

Auch in Nordirland zeigt sich ein ähnliches Bild. Dort registrierte die zuständige Behörde HSENI im gleichen Zeitraum fünf Todesfälle unter landwirtschaftlich Beschäftigten.

Die Farm Safety Week, die dieses Jahr zum 13. Mal stattfindet, wird von der britischen Organisation Farm Safety Foundation (auch bekannt als Yellow Wellies) organisiert. Seit ihrem Start vor mehr als einem Jahrzehnt liegt der durchschnittliche Verlust jährlich bei 31 Menschenleben – darunter 27 Beschäftigte und vier Unbeteiligte, darunter auch Kinder.

Das Ziel der Aktionswoche ist es, auf die alltäglichen Risiken hinzuweisen, denen Landwirtinnen und Landwirte bei ihrer Arbeit ausgesetzt sind. Obwohl die Landwirtschaft nur etwa ein Prozent der Erwerbstätigen stellt, entfallen fast 20 Prozent aller tödlichen Arbeitsunfälle in Großbritannien auf diesen Sektor – ein trauriger Rekord.

Die aktuellen Daten der britischen Arbeitsschutzbehörde HSE zeigen zudem, dass im vergangenen Jahr vier weitere Menschen aus der Öffentlichkeit ums Leben kamen. Darunter befanden sich zwei Kinder, die bei der Nutzung von Geländefahrzeugen tödlich verunglückten.

Unfälle mit fahrenden oder umkippenden Maschinen zählen nach wie vor zu den häufigsten Todesursachen auf landwirtschaftlichen Betrieben. Auch 2024/25 bleibt diese Unfallart führend bei tödlichen Ereignissen in der Branche.

Die diesjährige Kampagne ruft Organisationen und Einzelpersonen im gesamten Vereinigten Königreich und Irland dazu auf, das vergangene Jahr zu reflektieren. Ziel ist es, das Bewusstsein für die Risiken zu schärfen, die zu persönlichen Tragödien und schwerwiegenden Einschnitten in ländlichen Gemeinschaften führen können.

In diesem Jahr arbeitet die Stiftung erstmals mit Farmsafe Australia zusammen. Gemeinsame Erfahrungsberichte und Lösungsansätze sollen die Sicherheitsarbeit auf internationaler Ebene stärken und einfache Maßnahmen aufzeigen, mit denen Menschenleben geschützt werden können.

Obwohl der Sektor traditionell mit einer hohen Unfallrate verbunden ist, lassen aktuelle Daten auf eine leichte Verbesserung hoffen. Laut dem Versicherer NFU Mutual sank die Zahl der gemeldeten Arbeitsunfälle auf britischen Höfen von 937 im Jahr 2023/24 auf 894 im Jahr 2024/25.

Diese Entwicklung deutet darauf hin, dass verstärkte Informationsarbeit und Sicherheitskampagnen erste Wirkung zeigen. Dennoch bleiben die Ursachen für Unfälle weitgehend unverändert. Häufige Gründe sind Kollisionen mit Maschinen, Stürze aus der Höhe, Stolpern sowie eingeklemmte Gliedmaßen.

Neben der Vermeidung schwerer Unfälle sieht die Farm Safety Foundation auch die Notwendigkeit, Verhaltensmuster innerhalb der Branche zu überdenken. Die Kultur des Risikos und ein gewisser Gewöhnungseffekt an gefährliche Abläufe gelten weiterhin als problematisch.

Interne Erhebungen der Stiftung belegen, dass 81 Prozent der befragten Landwirtinnen und Landwirte in Großbritannien den Faktor Gewohnheit als maßgeblich für Unfallgefahren ansehen. 82 Prozent nennen darüber hinaus eine risikobehaftete Grundeinstellung als entscheidend.

Die Organisation fordert daher alle Menschen in der Landwirtschaft auf, ihr tägliches Verhalten zu überdenken. Sicherheitsbewusstsein, Reflexion der Arbeitsabläufe und ein kritischer Blick auf Maschinen und Prozesse könnten entscheidende Schritte zu mehr Schutz im Berufsalltag sein.

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