Die jüngste Untersuchung der Ludwig-Maximilians-Universität München zeigt, dass A2-Milch keine spezifischen Vorteile für die menschliche Gesundheit bietet. Die Studie untersucht dabei die Auswirkungen von A1- und A2-Milch sowie des Peptids β-Casomorphin-7 (BCM-7) auf das Immunsystem, genauer gesagt auf die Zellvermehrung bestimmter Immunzellen. Obwohl A2-Milch zunehmend als gesündere Alternative zu herkömmlicher Milch vermarktet wird, legen die Ergebnisse nahe, dass sie in Bezug auf entzündungshemmende Effekte keine messbaren Vorteile hat.
Hintergrund: Unterschiede zwischen A1- und A2-Milch
Die beiden Milchtypen A1 und A2 unterscheiden sich in einer einzigen Aminosäuresequenz des Proteins β-Kasein. Diese kleine Abweichung führt jedoch zu unterschiedlichen Verdauungsprodukten. So entsteht bei der Verdauung von A1-Milch das Peptid BCM-7, welches in der Vergangenheit mit Unverträglichkeiten in Verbindung gebracht wurde. A2-Milch setzt dieses Peptid nicht frei, weshalb sie in einigen Märkten als besser verträglich beworben wird.
Untersuchungsaufbau: Einfluss auf Immunzellen im Blut
Die Forscher der LMU konzentrierten sich auf die peripheren mononukleären Blutzellen (PBMCs), eine Gruppe von Immunzellen, die Infektionen bekämpfen und zum Immunsystem beitragen. Dazu zählen T-Zellen, B-Zellen und Monozyten. Unter Laborbedingungen wurden Proben von A1- und A2-Milch künstlich „verdaut“, um die Freisetzung von BCM-7 bei A1-Milch zu simulieren. Anschließend wurden sowohl unverdaute als auch verdaut „behandelte“ Milchproben den PBMCs zugeführt, um deren Einfluss auf die Zellvermehrung zu beobachten.
Ergebnisse: Keine entzündungshemmende Wirkung nach Verdauung
Sowohl A1- als auch A2-Milch zeigten unabhängig von der Variante des β-Kaseins eine Hemmung der Zellvermehrung der PBMCs. Dies deutet darauf hin, dass Milch im Allgemeinen eine entzündungshemmende Wirkung besitzt. Nach der Simulation der Verdauung hatten jedoch weder A1- noch A2-Milch noch das freigesetzte BCM-7 einen messbaren Effekt auf die Zellvermehrung der Immunzellen. Dies legt nahe, dass die entzündungshemmende Wirkung der Milch nach der Verdauung nicht mehr vorhanden ist.
Keine Hinweise auf entzündliche Prozesse durch BCM-7
Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass BCM-7 möglicherweise nicht in Verbindung mit den früher vermuteten Entzündungsprozessen im Verdauungstrakt steht. Nach der Verdauung hatte BCM-7 keinen Einfluss auf die Zellvermehrung der PBMCs, was die These stützt, dass das Peptid im Körper keine entzündungsfördernden Effekte auf das Immunsystem auslöst.
Fazit und Ausblick
Insgesamt zeigt die Studie, dass die Unterschiede zwischen A1- und A2-Milch hinsichtlich der Freisetzung von BCM-7 keine entscheidenden immunologischen Effekte nach der Verdauung aufweisen. Die bislang angenommene entzündungshemmende Wirkung von A2-Milch konnte nicht nachgewiesen werden. Weitere Forschungen sind notwendig, um die langfristigen klinischen Implikationen dieser Ergebnisse genauer zu untersuchen und mögliche gesundheitliche Vorteile von A2-Milch eindeutig zu bewerten.