Das 2022 in Deutschland eingeführte Verbot des Kükentötens hat für erhebliche Turbulenzen in der Geflügelbranche gesorgt. Viele Brütereien sahen sich gezwungen, ihre Tätigkeit einzustellen, da Alternativen wie das Bruderhahn-Modell oder die Geschlechtsbestimmung im Ei wirtschaftlich untragbar waren. Ein Bericht der Tagesschau offenbart, dass von ehemals 22 Mitgliedsbrütereien im Verband der Deutschen Geflügelwirtschaft nunmehr nur noch acht existieren.
Wolfgang Schleicher, Geschäftsführer des Verbandes, kritisiert die destruktiven Folgen des Gesetzes auf kleinere und mittlere Unternehmen und bezeichnet die politische Vorgehensweise als überstürzt. Zudem hebt er den entstandenen Wettbewerbsnachteil hervor, da das Kükentötungsverbot bisher einzig in Deutschland existiert.
Trotz der Herausforderungen hält Werner Hockenberger, Betreiber einer Brüterei in Eppingen, sein Geschäft am Laufen. Sein Betrieb, spezialisiert auf die Produktion von Küken für Biobetriebe, setzt auf das Aufziehen männlicher Küken als Bruderhähne. Hockenberger kritisiert jedoch, dass das Gesetz nicht verhindert, dass Legehennen, deren Brüder im Ausland getötet wurden, weiterhin auf den deutschen Markt gelangen. Diese Praxis führt dazu, dass insbesondere kleinere Direktvermarkter vermehrt günstigere Legehennen aus dem Ausland importieren.
Diese Entwicklung bestätigt auch Schleicher und schätzt, dass jährlich etwa 10 Millionen Legehennen nach Deutschland importiert werden, ohne dass bekannt ist, ob ihre männlichen Geschwister als Küken getötet wurden.
Vor diesem Hintergrund fordern Vertreter der Geflügelbranche und Verbraucherschutzorganisationen wie Foodwatch eine EU-weite Regelung, um einheitliche Standards zu schaffen und den Tierschutz effektiv zu verbessern. Foodwatch spricht sich zudem für einen grundlegenden Systemwechsel aus, weg von spezialisierten Hochleistungsrassen hin zu sogenannten Zweinutzungshühnern, die sowohl für die Eierproduktion als auch für die Fleischgewinnung geeignet sind.
Die Diskussion um das Kükentötungsverbot beleuchtet die Notwendigkeit eines ganzheitlichen Ansatzes im Umgang mit landwirtschaftlicher Tierhaltung. Die Forderung nach einem EU-weiten Verbot und die Hinwendung zu nachhaltigeren Praktiken könnten langfristig nicht nur den Tierschutz verbessern, sondern auch zur Stabilisierung der Branche beitragen.