Anzeige
 

Erstes Unternehmen entfernt Nutri-Score

Ein bemerkenswerter Schritt in der Lebensmittelindustrie wurde kürzlich von Berief Food, einem Produzenten von pflanzlichen Getränken, wie Hafermilch, vollzogen. Das Unternehmen hat sich entschieden, die Kennzeichnung seiner Produkte mit dem Nutri-Score zu beenden. Diese Entscheidung markiert Berief Food als das erste deutsche Unternehmen, das den Nutri-Score rückgängig macht, was besonders hervorzuheben ist, da sie zuvor eine Vorreiterrolle bei der Implementierung dieser Kennzeichnung eingenommen hatten.

Änderungen in der Nutri-Score-Bewertung

Der Hintergrund dieser Entscheidung ist auf eine Änderung in der Bewertungsmethode des Nutri-Scores zurückzuführen, die seit dem 31. Dezember 2023 in Kraft getreten ist. Die neue Methode bewertet den Gehalt von Zucker und Salz sowie den Anteil an Ballaststoffen in den Produkten strenger als zuvor. Ein hoher Eiweißgehalt wirkt sich nun positiver auf die Bewertung aus. Ziel dieser Überarbeitung, initiiert vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL), ist es, die Genauigkeit des Nutri-Scores zu erhöhen und ihn besser an die länderspezifischen Ernährungsempfehlungen anzupassen.

Interessanterweise wird Hafermilch, analog zur Kuhmilch, nun als Getränk und nicht mehr als Lebensmittel kategorisiert. Dies führt dazu, dass für Getränke der Zuckergehalt als primäres Bewertungskriterium herangezogen wird. Für den Endverbraucher resultiert aus dieser Umstellung eine geringere Transparenz der Bewertungsmethode, was Berief Food dazu veranlasste, den Nutri-Score von seinen Produkten zu entfernen.

Freiwillige Kennzeichnung und ihre Anwendung

In Deutschland ist seit Ende 2020 die sogenannte Lebensmittelampel, der Nutri-Score, auf Verpackungen zu finden. Die Teilnahme der Hersteller ist freiwillig, und jedes Lebensmittel, das eine Nährwerttabelle aufweist und dessen Hersteller sich registriert hat, kann mit dem Nutri-Score gekennzeichnet werden. Unternehmen, die sich für diese Kennzeichnung entscheiden, sind verpflichtet, den Nutri-Score nach einer Frist von 24 Monaten auf allen Produkten einer Marke anzubringen. Dabei ist es nicht gestattet, den Nutri-Score ausschließlich auf Produkten mit einer günstigen Nährwertqualität zu verwenden. Aktuell nutzen rund 820 Lebensmittelhersteller das Nutri-Score-System.

Der Nutri-Score dient den Verbrauchern als Orientierungshilfe für den Nährwert von Lebensmitteln und macht Produkte innerhalb einer Kategorie vergleichbar. Die Kennzeichnung erfolgt anhand einer fünfstufigen Farb- und Buchstabenskala von A bis E, wobei ein grünes A eine gesunde Nährstoffzusammensetzung signalisiert, während ein dunkelrotes E auf das Gegenteil hinweist.

Die Entscheidung von Berief Food, den Nutri-Score nicht mehr zu verwenden, spiegelt die sich wandelnden Rahmenbedingungen und Herausforderungen innerhalb der Lebensmittelindustrie wider und wirft Licht auf die Notwendigkeit einer stetigen Anpassung und Überprüfung von Kennzeichnungssystemen, um deren Relevanz und Transparenz für Verbraucher zu gewährleisten.

Weitere Wirtschaftsnachrichten

Wegweisendes Urteil: Genossenschaften dürfen Agrarland kaufen

Das Oberlandesgericht Hamm hat in einem bemerkenswerten Verfahren zugunsten einer Tochtergesellschaft der Genossenschaft Kulturland geurteilt. Die Richter befanden den Erwerb von Ackerland...

Windenergiefirma Eno Energy meldet Insolvenz an

Das dritte Jahr der Abschwächung in der Windenergiebranche hat ein weiteres Opfer gefordert. Die Eno Energy GmbH hat Insolvenz angemeldet. Das Unternehmen...

BASF sucht Partner für Enzym-Sparte

Der Chemiekonzern BASF möchte seinen Geschäftsbereich für Futtermittel-Enzyme mit Hilfe externer Partner weiterentwickeln. Das Unternehmen prüft verschiedene strategische Möglichkeiten für diesen Bereich,...

Insolvenzwelle in US-Agrarsektor

In den Vereinigten Staaten endet eine Phase ungewöhnlich niedriger Insolvenzen in der Landwirtschaft. Nach aktuellen Zahlen der Federal Reserve Bank of Minneapolis...

Edeka: Ab 2030 nur noch Geflügelfleisch aus höheren Haltungsformen

Der Lebensmittelhändler Edeka hat angekündigt, bis Ende 2030 in seinen Eigenmarken ausschließlich Geflügelfleisch aus höheren Haltungsformen anzubieten. Die Umstellung soll sich auf...