Die deutsche Wirtschaft zeigt eine verstärkte Neigung, Kapital vermehrt außerhalb der eigenen Landesgrenzen zu investieren, vorrangig in den Vereinigten Staaten und in China. Wie aus dem Monatsbericht der Deutschen Bundesbank hervorgeht, ist innerhalb Deutschlands ein abnehmender Trend bei den Investitionen zu beobachten. Diese Entwicklung wird durch hohe Energiepreise und umfangreiche bürokratische Hürden begünstigt.
Seit dem Anfang der 2020er Jahre verzeichnen deutsche Firmen eine zunehmende Tendenz, ins Ausland zu investieren. Der Bericht der Bundesbank vom Oktober zeigt, dass die kumulierten deutschen Direktinvestitionen im Ausland von Januar 2019 bis Juli 2024 um fast 1.700 Milliarden Euro angestiegen sind. Obwohl die Dynamik dieser Investitionen seit 2022 etwas nachgelassen hat, bleiben die USA und der Euroraum die Hauptziele für deutsche Investitionen im verarbeitenden Gewerbe. Bis Ende 2022 konzentrierte sich mehr als die Hälfte des deutschen Beteiligungskapitals im verarbeitenden Gewerbe auf diese beiden Regionen.
Insbesondere in den energieintensiven Branchen war ein deutlicher Anstieg des Beteiligungskapitals in den USA zwischen 2020 und 2022 zu verzeichnen. Dies lässt vermuten, dass deutsche Unternehmen, die in energieintensive Produktionen involviert sind, zunehmend ausländische Standorte bevorzugen, um von günstigeren Produktionskosten zu profitieren. Die Experten der Bundesbank deuten auch darauf hin, dass der Rückgang der Industrieproduktion in Deutschland hierbei eine Rolle spielen könnte.
Zwischen 2020 und 2022 haben China und andere G20-Schwellenländer als Ziele für deutsche Direktinvestitionen im verarbeitenden Gewerbe an Bedeutung gewonnen, wobei das Engagement hauptsächlich auf reinvestierte Gewinne zurückzuführen ist. Allerdings haben deutsche Firmen zuletzt ihre Investitionen in China reduziert, während die Investitionen in den USA wieder anziehen. Die Gründe hierfür könnten im abnehmenden Wirtschaftswachstum Chinas und in den Anreizen der US-Regierung für inländische Produktionen liegen.
Laut Bundesbank hat Deutschland im internationalen Wettbewerb um ausländische Direktinvestitionen an Attraktivität eingebüßt. Seit 2022 erlebt das Land einen spürbaren Rückgang bei den Direktinvestitionen, wofür hohe Energiepreise und der intensive Wettbewerb um ausländische Investitionen verantwortlich sein könnten. Dennoch sind die genauen Ursachen für den Rückgang noch nicht vollständig geklärt. Während ausländische Unternehmen in den Jahren 2020 und 2021 knapp über 100 Milliarden Euro in Deutschland investierten, sanken diese Investitionen bis Mitte 2024 auf nur noch 62 Milliarden Euro.
Quelle: Deutsche Bundesbank – Monatsreport Oktober